Viel Konkurrenz um wenige Wunschberufe
Regionaldirektion der Arbeitsagentur legte Ausbildungsbilanz vor
Fleisch verarbeiten und Brot backen wollen Jugendliche in Brandenburg nicht unbedingt. Die neuen Zahlen zur Ausbildung zeigen, dass Interessen und Erfordernisse nicht zusammenpassen. An der stark befahrenen FriedrichEngels-Straße in Potsdam sind viele Unternehmen angesiedelt. Eines davon ist die Baudenkmalpflege von Roland Schulze. Über der Halle, in der Angestellte geschäftig restaurieren, stellte die Regionaldirektion der Arbeitsagentur bei Mettbrötchen die diesjährige Ausbildungsbilanz für Brandenburg vor.
Etwas weniger Jugendliche als 2017 fanden einen Ausbildungsplatz und gleichzeitig blieben mehr betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt. Das hängt damit zusammen, dass sich nach wie vor viele Bewerber nur für eine kleine Zahl beliebter Berufe interessieren. 2018 blieben zehn Prozent mehr Lehrstellen unbesetzt als 2017. Gleichzeitig sank die Anzahl der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze ganz leicht um 28 auf 13 828. »Wieder mehr Betriebe müssen in die Ausbildung einstei- gen«, sagte Brandenburgs Sozialministerin Susanna Karawanskij (LINKE). Gleichzeitig betonte sie, dass ein Viertel der Betriebe in Brandenburg ausbildet. »Damit liegt Brandenburg über dem ostdeutschen Durchschnitt.«
Doch zwischen des Regionen des Bundeslandes gibt es starke Unterschiede. Im Nordosten ist es schwieriger, eine Stelle zu finden. Dort gibt es mehr Bewerber*innen als betriebliche Ausbildungsplätze. So kommen in der Uckermark auf 100 Bewerber*innen 55 Lehrstellen und im Landkreis Oberhavel 63, wohingegen es in Potsdam 139 sind. Bundesweit liegt der Schlüssel derzeit bei 98 Bewerber*innen auf 100 Lehrstellen.
Deshalb forderte DGB-Landesbezirkschef Christian Hoßbach, junge Leute mehr in ihrer Mobilität zu unterstützen. »Ausbildung muss erreichbarer werden«, sagte er. »Betriebe und Berufsschulen müssen gut ans Verkehrsnetz angebunden sein und die Monatskarten für Bus und Bahn bezahlbar.«
Zudem kritisierte Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unter- nehmensverbände Berlin-Brandenburg, dass die Semestertickets für Studierende günstiger seien als die Tickets für Auszubildende.
Durchschnittlich 824 Euro verdienen Auszubildende in Brandenburg. Damit ist das Gehalt zuletzt nur wenig gestiegen, 2017 lag es im Durchschnitt bei 805 Euro. Das sei aber nicht der einzige Maßstab für eine gute oder beliebte Ausbildung, sagte Schirp. Als Florist verdiene man im Schnitt 375 Euro, trotzdem gebe es weiterhin genug Bewerbungen um die Ausbildungsplätze.
Angesprochen auf einen Mindestlohn für Auszubildende sagte Sozialministerin Karawanskij, »es braucht Untergrenzen, damit für die Auszubildenden eine entsprechende Sicherheit herrscht«.
Auch nach dem Beginn des Ausbildungsjahres im September versucht die Arbeitsagentur weiterhin, Interessierte und freie Ausbildungsplätze zusammenzubringen.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent gesunken, liegt nun bei 6,5 Prozent und damit etwas über dem Durchschnitt. Denn insgesamt sind 5,8 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos gemeldet.