Kriegsgefahr in Gaza
Gefährlichste Zuspitzung zwischen Hamas und israelischer Armee seit 2014
Berlin. Die Menschen im Gazastreifen und ihre israelischen Nachbarn bereiten sich auf das Schlimmste vor: »Meine Familie und ich überlegen jetzt ständig, wo es einen sicheren Ort für uns geben könnte«, sagte der 38-jährige Palästinenser Ibrahim gegenüber »nd«. Massiver Raketenbeschuss auf Israel und Luftangriffe der israelischen Armee im Gazastreifen schüren die Sorge vor einem neuen Krieg im Nahen Osten.
Am Dienstag haben militante Palästinenser einseitig eine Waffenruhe verkündet. Ägypten habe die Rückkehr zu einer entsprechenden Vereinbarung vermittelt, teilten die Hamas und andere militante Palästinenserorganisa- tionen in Gaza am Dienstag mit. Ein Sprecher von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich zunächst nicht dazu.
Militante Palästinenser feuerten nach israelischen Armeeangaben seit Montag rund 400 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf Israel ab. Es handele sich um die intensivsten Angriffe auf Israel seit dem GazaKrieg 2014, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus am Dienstag. Als Reaktion darauf habe die israelische Armee mehr als 100 militärische Ziele angegriffen. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte, wurden sechs Menschen getö- tet, davon mindestens vier militante Palästinenser. In der israelischen Stadt Aschkelon starb ein Mann, nachdem eine Rakete in sein Haus eingeschlagen war. Auf beiden Seiten gab es zudem Verletzte. Die Lage war eskaliert, nachdem der verdeckte Einsatz einer israelischen Spezialeinheit im Gazastreifen fehlgeschlagen war. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu muss sich nun Fragen gefallen lassen. Vor allem die Fraktion der oppositionellen Zukunftspartei will wissen, ob Netanjahu, wie vorgeschrieben, über den Einsatz der Spezialeinheit informiert gewesen sei. Eine Antwort bekam man bisher nicht.