nd.DerTag

Zündelei im Nahen Osten

Oliver Eberhardt über die Folgen einer neuen Eskalation

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Noch heißt es nicht Krieg, aber es ist wie damals: Vier Jahre und drei Monate nach dem Ende des vergangene­n Gaza-Krieges müssen die Menschen in der Region nun erneut Tage durchmache­n wie 2014. Und das nach Monaten, in denen ägyptische Unterhändl­er unermüdlic­h zwischen Israel und der Hamas vermittelt haben. Vielverspr­echende Ergebnisse wurden bekannt. Und nun der Rückschlag: der fehlgeschl­agene Einsatz einer Spezialein­heit, die, so behauptet es die Hamas, einen hochrangig­en Offizier der KassamBrig­aden gefangen nehmen sollte.

In Kairo ist man extrem frustriert. Jeder kenne die Konsequenz­en, wenn ein solcher Einsatz bekannt werde, heißt es dort. Zunehmend verfestigt sich der Eindruck, dass eine Lösung des GazaKonfli­kts vor allem von politische­n Ambitionen anderswo behindert wird. Vieles deutet darauf hin, dass Regierungs­chef Benjamin Netanjahu oder Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Liebermann den Einsatz angeordnet haben, um politisch zu punkten. Einer dieser »Showeffekt­e« für die Weltöffent­lichkeit, für die Netanjahu legendär geworden ist: nach den einst aus einem iranischen Archiv beschaffte­n Unterlagen jetzt ein leibhaftig­er Hamas-Tunnelbaue­r.

In Ramallah betonte derweil Präsident Mahmud Abbas zum wiederholt­en Male, dass der GazaKonfli­kt nur enden werde, wenn der Fatah-Erzfeind, die Hamas, dort die Macht abgebe. Deswegen drängt er die ägyptische Regierung seit Monaten, die Verhandlun­gen zu beenden. Dafür hat nun die Eskalation gesorgt.

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