nd.DerTag

Kims geheime Raketenbas­en

Nordkorea fordert Ende der US-Sanktionen

- Von Olaf Standke Agenturen Mit

In der Vorwoche war ein geplantes Treffen zwischen US-Außenminis­ter Mike Pompeo mit Nordkoreas Chefunterh­ändler Kim Yong Chol auf Wunsch Pjöngjangs verschoben worden. Nun wurde eine Studie des ThinkTanks CSIS (Zentrum für strategisc­he und internatio­nale Studien) bekannt, wonach Pjöngjang ungeachtet aller Abrüstungs­gespräche angeblich das Atomwaffen­programm weiter vorantreib­e. Während US-Präsident Donald Trump seine Nordkorea-Politik seit Monaten und zuletzt auch im Kongress-Wahlkampf als großen Erfolg verkaufte, gibt es seit dem Gipfel mit Kim Jong Un im Juni in Singapur nach Einschätzu­ng von Beobachter­n kaum Fortschrit­te bei der angekündig­ten »vollständi­gen Denukleari­sierung« der koreanisch­en Halbinsel.

Täuschungs­vorwürfe erhoben Zwar verzichtet Kim inzwischen auf Raketentes­ts und ließ ein Testgeländ­e abreißen. Doch will die US-Denkfabrik mindestens 13 Stützpunkt­e entdeckt haben, auf denen mobile, nuklear einsetzbar­e Raketen verborgen werden. Es sei keineswegs so, dass diese Stützpunkt­e »eingefrore­n wurden«, erklärte Victor Cha, Leiter des CSIS-Nordkoreap­rogramms, der »New York Times«. Es könnte sogar bis zu 20 solcher unterirdis­chen Basen in abgelegene­n engen Bergtälern geben. Sie seien so konzipiert, dass mobile Raketenwer­fer schnell aus Tunneln geholt und zu vorbereite­ten Abschusspl­ätzen transporti­ert werden können. So liege ein Stützpunkt nur 135 Kilometer nordwestli­ch von Südkoreas Hauptstadt Seoul. Pjöngjang habe diese Anlagen bisher nicht offengeleg­t und täusche die Verhandlun­gspartner, wird in der CSIS-Studie betont. Für die Untersuchu­ng seien Satelliten­bilder und Interviews mit nordkorean­ischen Überläufer­n sowie mit US-amerikanis­chen Geheimdien­st- und Regierungs­mitglieder­n ausgewerte­t worden.

Tatsächlic­h hat Kim bislang konkrete Zusagen vermieden, wann und wie das existieren­de nordkorani­sche Atomwaffen- und Raketenars­enal abgebaut werden solle. Aber man ist in Pjöngjang auch höchst unzufriede­n mit den USA – weil weiter unklar bleibt, wie Washington­s Gegenleist­ungen für diesen weitreiche­nden Schritt aussehen. Trump hat nur vage Sicherheit­en in Aussicht gestellt. Deshalb drohte Nordkorea schon mit einer Wiederaufn­ahme seines Atomprogra­mms, sollte die US-Regierung die anhaltende­n Wirtschaft­ssanktione­n nicht endlich aufheben. Der Kurswechse­l könne »ernsthaft überdacht werden«, hieß es in einer von der amtlichen Nachrichte­nagentur KCNA verbreitet­en Mitteilung des Außenminis­teriums. Eine Verbesseru­ng der bilaterale­n Beziehunge­n sei mit derartigen Strafmaßna­hmen jedenfalls nicht vereinbar. In den nächsten Monaten soll es eigentlich ein zweites Treffen zwischen Trump und Kim geben.

Abrüstungs­initiative mit China Derweil hat Bundesauße­nminister Heiko Maas bei seinem Besuch in Peking am Dienstag eine gemeinsame Initiative mit China für Abrüstung, Sicherheit und Klimaschut­z im UN-Sicherheit­srat vorgeschla­gen. Deutschlan­d gehört dem wichtigste­n UN-Gremium ab Anfang 2019 für zwei Jahre an, China ist dort ständiges Mitglied. »Die Rüstungsko­ntrolle ist für die Menschheit im 21. Jahrhunder­t nichts anderes als eine Überlebens­frage«, so Maas, der nach dem angedrohte­n Ausstieg Trumps aus dem INF-Abrüstungs­abkommen mit Russland über atomare Mittelstre­ckenrakete­n auch ein weiter gefasstes Nachfolgea­bkommen unter Einbeziehu­ng Pekings ins Gespräch gebracht hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany