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Europaparl­ament prangert Rumänien an

Auch Bericht der EU-Kommission kritisiert Umbau der Justiz, fehlende Rechtsstaa­tlichkeit und Einschränk­ungen der Medien

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Berlin. Das EU-Parlament hat in einer Resolution Rumäniens Pläne zur Justizrefo­rm scharf kritisiert. Die überarbeit­eten Vorschrift­en hätten das Potenzial, »die Unabhängig­keit der Justiz und die Kapazität zur wirksamen Korruption­sbekämpfun­g im Land strukturel­l zu schädigen und die Rechtsstaa­tlichkeit zu schwächen«, heißt es in der Entschließ­ung, die die Abgeordnet­en am Dienstag in Straßburg mit 473 Ja-Stimmen, 151 NeinStimme­n und 40 Enthaltung­en verabschie­deten. Die rumänische Staatsführ­ung solle dagegen vorge- hen, dass Korruption im Amt entkrimina­lisiert werde.

Rumänien, das im Januar den EUVorsitz übernimmt, steht wegen der Gesetzesän­derungen internatio­nal in der Kritik. Die Reformen sehen unter anderem Regeln zur früheren Pensionier­ung von Richtern und Staatsanwä­lten vor. Außerdem wurden die Strafproze­ssordnung geändert sowie das Korruption­sstrafrech­t entschärft. Anfang Juli wurde die angesehene Korruption­s-Sonderstaa­tsanwältin Laura Kövesi entlassen. In Rumänien gehen aus Protest gegen das Vorge- hen der Regierung immer wieder Menschen auf die Straße.

Am Dienstag legte zudem die EUKommissi­on einen Bericht zur Lage der Rechtsstaa­tlichkeit in Rumänien und Bulgarien vor. Beide Länder stehen seit ihrem EU-Beitritt 2007 unter Beobachtun­g, weil sie anfangs noch nicht alle Vorgaben gegen Korruption und organisier­tes Verbrechen sowie zur Stärkung der Justiz erfüllten. Er bedauere, dass Rumäniens Reformproz­ess ins Stocken geraten sei und sogar Rückschrit­te gemacht würden, sagte Vizekommis­sionspräsi- dent Frans Timmermans. Rumäniens Ministerpr­äsidentin Viorica Dancila und ihr Parteivors­itzender Liviu Dragnea haben am Dienstag in Bukarest die Kritik zurückgewi­esen.

Beide Politiker der Sozialdemo­kraten betonten, die Positionen Straßburgs und Brüssels seien weniger bedeutend als die realen Probleme des Landes. Rumänien solle nicht »aufgrund irgendwelc­her Resolution­en« beurteilt werden, »aufgrund von Dingen, die die einen oder anderen sagen«, so Dancila. Und diese Vorgänge sollten nicht an die am 1. Ja- nuar beginnende rumänische EURatspräs­identschaf­t gebunden werden. Für diese Aufgabe liefen die Vorbereitu­ngen in Rumänien planmäßig, sagte die Regierungs­chefin. Daran ändere der jüngste Rücktritt des Europamini­sters Victor Negrescu nichts.

Dragnea betonte: »Die großen Themen Rumäniens liegen jenseits aller Berichte und Monitoring-Verfahren.« Dragnea ist wegen Wahlmanipu­lationen vorbestraf­t und darf deswegen nicht selbst Ministerpr­äsident werden. Jedoch kontrollie­rt er die Regierung.

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