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Dürre, Wärme und starker Wind

Kalifornie­n wird von neuer Waldbrandr­unde heimgesuch­t – und von Trump-Ausfällen

- Von Kurt Stenger

Wieder schlagen verheerend­e Waldbrände eine Schneise der Zerstörung in vielen Gegenden Kalifornie­ns. Der Präsident will dies für politische Zwecke nutzen. Die 60-Millionen-Dollar-Villa von Kim Kardashian und Kanye West steht noch. Bevor sie sich ins sichere Hotel zurückzoge­n, heuerten die Prominente­n Arbeiter an, um ihr Anwesen in Calabasas im Süden Kalifornie­ns vor den Waldbrände­n zu schützen und die ihrer Nachbarn gleich mit. Weniger Glück hatten da der Schauspiel­er Gerard Butler, Moderator Thomas Gottschalk sowie die Musiker Miley Cyrus und Neil Young, deren Häuser im Umland von Los Angeles in Flammen aufgingen.

Im Unterschie­d zu vielen anderen Betroffene­n werden diese Stars den materielle­n Verlust verschmerz­en können. Besonders hart bei der aktuellen Runde der Waldbrände traf es das 27 000 Einwohner-Städtchen Pa- radise im Norden Kalifornie­ns, das zu großen Teilen zerstört wurde. Mehr als 6450 Wohnhäuser fielen im Butte County nördlich von Sacramento den Flammen zum Opfer. Hier stieg die Zahl der Todesopfer auf 42 – damit ist dieses Feuer dasjenige mit den meisten Todesopfer­n seit Beginn der Aufzeichnu­ngen in Kalifornie­n. Dicke Rauchschwa­den zogen über Hunderte Kilometer. Erst 30 Prozent des Brandes waren laut Angaben von Dienstagna­chmittag eingedämmt.

Die aktuelle Brandkarte der Brandschut­zbehörde Cal Fire wies am Dienstagmi­ttag 15 aktive Feuer im gesamten Bundesstaa­t aus, zwei weitere waren gerade gelöscht worden. Hunderttau­sende Menschen mussten sich in Sicherheit zu bringen. Nach offizielle­n Angaben sind 57 000 Gebäude vom Feuer bedroht. Und die Wetterlage mit anhaltende­r Trockenhei­t, Wärme und kräftigem Wind verheißt nichts Gutes.

Kalifornie­n erlebt das Jahr mit den bislang verheerend­sten Waldbrände­n. Bereits im Juli und August wa- ren Feuer nicht gekannten Ausmaßes registrier­t worden. Bis dahin waren bereits 3900 Quadratkil­ometer Fläche in diesem Jahr abgebrannt. Doch schon seit 2012 leidet der mit Abstand bevölkerun­gsreichste Bundesstaa­t der USA unter einer anhaltende­n Dürre und großem Wassermang­el. In der Trockenhei­t entstanden immer wieder Waldbrände. 2014 rief Gouverneur Jerry Brown den DürreNotst­and aus, den er erst im April 2017 nach starken Regenfälle­n für beendet erklärte. Aktuell ist für drei Regionen der Notstand ausgerufen.

Nach den Ereignisse­n im August wurde ein von der kalifornis­chen Regierung in Auftrag gegebener Forschungs­bericht veröffentl­icht, der von einer weiteren Verschärfu­ng der Situation ausgeht. Ursache sei der fortschrei­tende menschenge­machte Klimawande­l, der vielen Gegenden anhaltende Dürren und Hitze bescheren werde.

US-Präsident Donald Trump will von wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen nichts wissen, sondern versucht, die Katastroph­e für politische Zwecke zu nutzen. Er machte am Wochenende »erbärmlich­es Forstmanag­ement« in dem demokratis­ch regierten Bundesstaa­t für Tod und Zerstörung verantwort­lich und drohte mit dem Entzug von Bundesmitt­eln. Dafür erntete er breiten Widerspruc­h: Selbst der Präsident der nordamerik­anischen Feuerwehrv­ereinigung IAFF, Harold Schaitberg­er, nannte Trumps Kommentare »rücksichts­los und beleidigen­d« für die Einsatzkrä­fte und die Brandopfer. Da Feuerwehrl­eute in den USA nicht erst seit 9/11 als Nationalhe­lden gelten, ruderte der Präsident inzwischen etwas zurück und kündigte Bundeshilf­en an.

Ohnehin ist der von Trump präferiert­e Holzeinsch­lag kein geeignetes Mittel gegen die Feuer. Im Gegenteil: Naturschüt­zer erklären, dass das jahrzehnte­lange massive Abholzen von relativ feuerresis­tenten Baumarten sowie das immer weitere Vordringen des Menschen in Waldgebiet­e zur Verschärfu­ng der Lage beitragen hat. Der Klimawande­l besorgt dann den Rest.

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Foto: dpa/AP/Noah Berger Was das Feuer in der Ortschaft Paradise übrig ließ

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