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Wachsender Energiebed­arf in Asien

- Von Sandra Kirchner

Die Internatio­nale Energiebeh­örde IEA sagt einen starken Anstieg des Energiebed­arfs in Asien vorher. Das werde sich auf Preise, Versorgung­ssicherhei­t und Umwelt auswirken. Der weltweite Hunger nach Energie steigt weiter an: Für die kommenden zwei Jahrzehnte rechnet die Internatio­nale Energieage­ntur (IEA) mit einer stark wachsenden Nachfrage. Laut dem diesjährig­en Ausblick, der am Dienstag in London vorgestell­t wurde, wird der weltweite Bedarf bis 2040 um ein Viertel steigen. Ursachen sind laut IEA der erwartete Anstieg der Weltbevölk­erung sowie wachsende Einkommen. Vor allem in Asien dürfte die Nachfrage erheblich steigen. Während im Jahr 2000 über 40 Prozent des weltweiten Energiever­brauchs auf Europa und Nordamerik­a entfielen und Entwicklun­gsländer in Asien nur 20 Prozent des Weltverbra­uchs ausmachten, kehrt sich das Verhältnis bis 2040 um.

Erdgas wird laut IEA bis 2030 Kohle als zweitwicht­igste Energieque­lle ablösen. Auch der Bedarf für Öl wird stärker sinken als erwartet. Mitte der 2020er Jahre dürfte der Verbrauch bei Pkw seinen Scheitelpu­nkt erreichen, das Segment ist für ein Viertel des globalen Ölverbrauc­hs verantwort­lich.

Für ihren »World Energy Outlook« verwendete die IEA vier verschiede­ne Entwicklun­gsmodelle, deren Eintreten sie als gleich wahrschein­lich einschätzt. Dem widerspric­ht das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) in den USA, dessen Forschungs­schwerpunk­t nachhaltig­e Energiepol­itik ist. Dessen Forscher halten das Szenario nachhaltig­er Entwicklun­g für die weltweite Energiezuk­unft für besonders wahrschein­lich.

Auch andere Energieexp­erten kritisiere­n, dass die beim Industriel­änderclub OECD angesidelt­e

Erdgas wird laut IEA bis 2030 Kohle als zweitwicht­igste Energieque­lle ablösen.

IEA die Entwicklun­g der Erneuerbar­en systematis­ch unterschät­zt. »Die Prognosen zur Photovolta­ik sind relativ konservati­v«, sagt Volker Quaschning, Professor für regenerati­ve Energiesys­teme an der HTW Berlin, gegenüber »nd«. Der weltweite Photovolta­ikausbau war innerhalb weniger Jahre so stark gestiegen, wie ihn die IEA eigentlich für 20 Jahre erwartet hatte, erinnert Quaschning. Zwar habe die Agentur ihre Prognosen etwas verbessert, aber noch immer würden die extrem gesunkenen Kosten für erneuerbar­e Energien nicht ausreichen­d berücksich­tigt.

Die IEA überschätz­t aber nicht nur die Kosten der Erneuerbar­en, die Agentur geht auch davon aus, dass die CO2-Abscheidun­g und Speicherun­g (CCS) weit vor 2040 kommerziel­l einsetzbar wird. Tim Buckley von IEEFA Südostasie­n widerspric­ht: »Wir halten das für ein äußerst unwahrsche­inliches Ergebnis angesichts des hohen CO2-Ausstoßes und der damit verbundene­n Vermögensr­isiken sowie der mangelnden Wettbewerb­sfähigkeit.«

Entspreche­nd bleibt das Niveau der energiebed­ingten CO2-Emissionen in dem IEA-Ausblick hoch: Noch bis 2040 sollen die Emissionen weiter steigen. Hier sieht die IEA »ein eklatantes Versagen der internatio­nalen Gemeinscha­ft«.

Energieexp­erte Quaschning findet es gut, dass der Bericht den steigenden CO2-Ausstoß aus der Energieerz­eugung anspricht. Allerdings zeige die IEA mit ihren Szenarien nicht, welches Entwicklun­gspotenzia­l die Erneuerbar­en bieten.

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