Jobperspektive in Cádiz rund ums Klima
Projekt will für bessere Ausbildungschancen sorgen
Jugendarbeitslosigkeit ist in Spanien nach wie vor ein gravierendes Problem. 45 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 30 Jahren sind laut einer Studie des Studienzentrums »Escuela de Población Activa« arbeitslos; besonders gravierend ist die Situation im Süden des Landes. Die Provinz Cádiz hat die höchste Jugendarbeitslosigkeitsquote.
An diesem Punkt setzt ein gemeinsames Projekt der Universität Cádiz, des »Sekretariats für Zukunftsforschung Berlin« und der Energieagentur von Cádiz an, das im Rahmen der EU-Klimainitiative finanziert wird. »Ziel ist es, auf den enormen Qualifikationsbedarf sowie auf die Arbeitsoptionen im Bereich Klimaeffizienz und nachhaltige Energiegewinnung hinzuweisen«, meint Hartwig Berger. Das ehemalige Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses kennt die Verhältnisse in der andalusischen Region und hat das Programm mit ausgearbeitet. Im Rahmen des Projekts werden zunächst 24 Jugendliche aus Andalusien weiterqualifiziert. Sie sollen beim Besuch von Projekten für Wärme- und Kältetechnik in Deutschland lernen, wie sich Unternehmen oder Genossenschaften im Bereich »klimaverträgliche Energie« gründen lassen.
Da herrscht in Andalusien enormer Nachholbedarf. Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Spanien hat sich vor allem im Süden bisher wenig bis gar nicht in Jobs ausgezahlt. Ein Defizit, auf welches das Projekt aufmerksam machen will. »Wir hoffen auf einen Multiplikatoreffekt, denn Südspanien stöhnt zwar unter zunehmender Hitze, investiert aber kaum in die Verbesserung des Gebäudeklimas.«
Im Rahmen des Projekts hat man die Schulen in der Region Cádiz ins Visier genommen. Ein kluger Schachzug, denn das könnte dafür sorgen, dass das Thema in die öffentliche Diskussion gelangt. Experten gehen davon aus, dass die Umsetzung der EU-Richtlinien für Energieeffizienz in Spanien rund 250 000 bitter benötigte Jobs generieren könnte.
Gerade bei der Aus- und Weiterbildung gibt es Defizite. Viele Berufsprofile im Bereich Klima und Lüftung werden in Spanien gar nicht angeboten, und auch bei Ausbildungsberufen im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es Nachholbedarf. »Das Gros der Fachleute für Windkraft- und Solaranlagen kommt aus dem Norden Spaniens. In der Region von Cádiz gibt es nur wenige, die ausreichend qualifiziert sind«, meint Experte Berger. Und das trotz der ungeheuren Potenziale der erneuerbaren Energien in der sonnigen und windigen Gegend.