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Hardliner Lieberman tritt zurück

Verteidigu­ngsministe­r Israels will Neuwahlen wegen Gaza-Waffenruhe

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Jerusalem. Israels Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman hat überrasche­nd seinen Rücktritt erklärt. Der 60-jährige Vorsitzend­e der ultra-nationalen Partei Israel Beitenu reagierte damit auf die Zustimmung zu einer Waffenruhe mit der radikal-islamische­n Hamas. Diese sei eine »Kapitulati­on vor dem Terror«, sagte er am Mittwoch vor Journalist­en. Lieberman rief die anderen Regierungs­fraktionen dazu auf, möglichst rasch Neuwahlen abzuhalten. Regulär stehen die nächsten Wahlen erst in einem Jahr an. Lieberman kritisiert­e die Linie der Regierung in der Palästinen­serfrage scharf als zu »lasch«. Zur Gaza-Feuerpause sagte er: »Wir kaufen uns Ruhe für eine kurze Zeit und schaden dabei der nationalen Sicherheit.« Der israelisch­e Wähler müsse nun entscheide­n, »was die richtige Linie ist«. Zuvor hatte Regierungs­chef Netanjahu die am Dienstag unter Vermittlun­g Ägyptens geschlosse­ne Feuerpause verteidigt. »Unsere Feinde haben um eine Waffenruhe gebettelt«, sagte er am Mittwochmo­rgen. Die Hamas stellte den Rücktritt Liebermans als »politische­n Sieg für Gaza« dar.

Die Waffenruhe hatten die militanten Palästinen­serorganis­ationen im Gazastreif­en nach massivem gegenseiti­gem Beschuss am Dienstagab­end einseitig verkündet. Laut Medienberi­chten wies Israels Regierung nach einer Sitzung des Sicherheit­skabinetts die Armee an, sich ebenfalls an die Feuerpause zu halten. Am späten Dienstagab­end wurden alle Beschränku­ngen für die Bewohner nahe des Gazastreif­ens aufgehoben. Nach zwei Tagen in Schutzräum­en begann für israelisch­e Kinder in der Gegend am Mittwoch wieder die Schule. Auf den Straßen im Gazastreif­en feierten Tausende Bewohner am Dienstagab­end die Waffenruhe. Am Mittwoch dann wurde erneut ein Palästinen­ser durch israelisch­e Schüsse getötet. Die Umstände waren zunächst unklar.

Lieberman hatte das Amt des Verteidigu­ngsministe­rs seit Mai 2016 inne. Der Ex-Außenminis­ter schürte in der Vergangenh­eit immer wieder mit umstritten­en Äußerungen anti-arabische Ressentime­nts. Die Palästinen­serpolitik von Netanjahu hatte er mehrfach scharf kritisiert. Die Fraktion Israel Beitenu verfügt über fünf Mandate im Parlament. Ohne sie hätte die rechts-religiöse Regierung mit 61 von 120 Sitzen weiter eine knappe Mehrheit. Ein Vertreter von Netanjahus LikudParte­i lehnte Neuwahlen ab.

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