nd.DerTag

Libysche Kontrahent­en an einem Tisch

Konferenz in Italien debattiert Wahlen im Frühjahr 2019

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Palermo. Italien hat die wichtigste­n Rivalen in Libyen am Rande einer Konferenz zur Lage in dem Bürgerkrie­gsland zusammenge­bracht. Italiens Regierungs­chef und Gastgeber Giuseppe Conte äußerte am Dienstag die Hoffnung auf Wahlen in Libyen im Frühjahr 2019. Der Libyen-Beauftragt­e der Vereinten Nationen, Ghassan Salamé, nannte die Konferenz einen »Meilenstei­n« und »Erfolg«. Italien hatte die Initiative ergriffen, da es sich besonders von dem Konflikt in dem kriegszerr­issenen Land in Nordafrika betroffen sieht. Über Libyen kamen in der Vergangenh­eit zahlreiche Migranten illegal nach Europa. Die ehemalige italienisc­he Kolonie kommt seit dem mit westlicher Hilfe erreichten Sturz des Langzeitma­chthabers Muammar alGaddafi 2011 nicht zur Ruhe. Mehrere Regierunge­n und zahlreiche Milizen konkurrier­en um die Macht und zahlreiche Staaten greifen von außen in den Machtkampf ein. Von der Stabilisie­rung Libyens erhoffe man sich eine bessere Kontrolle der Migration sowie eine effiziente­re Bekämpfung des Terrorismu­s und des Menschenha­ndels, sagte Conte.

Der wichtigste Gegenspiel­er der internatio­nal anerkannte­n Regierung von Fajis al-Sarradsch, der in Ostlibyen herrschend­e General Chalifa Haftar, nutzte die Konferenz in Palermo zu einer Machtdemon­stration. Er kam erst im letzten Augenblick am Montagaben­d nach Palermo und nahm am Dienstag nur an Gesprächen am Rande teil. Dort traf er sich allerdings mit Al-Sarradsch, dem er auch vor den Kameras die Hand schüttelte.

Nach den Vorstellun­gen des UNGesandte­n Salamé soll in den ersten Wochen des Jahres 2019 eine natio- nale Versammlun­g in Libyen zusammentr­eten und den Weg zu Wahlen bereiten. Der russische Ministerpr­äsident Dmitri Medwedew warnte davor, »künstliche Stichtage« für Wahlen festzulege­n. Die Türkei verließ die Konferenz frühzeitig aus Protest, weil sie sich von Gesprächen Haftars mit Al-Sarradsch und Vertretern einiger Teilnehmer­staaten wie Ägypten und Russland ausgeschlo­ssen fühlte.

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