Tarifvertrag für Ryanair kommt näher
Abstimmung der Flugbegleiter zeigt deutliches Einverständnis mit dem Eckpunktepapier
Nach mehreren Streiks könnte der erste Tarifvertrag für die Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland bald Realität sein. Auch die Piloten gehen von einer absehbaren grundsätzlichen Einigung aus. Mit breiter Mehrheit haben die gewerkschaftlich organisierten Ryanairbeschäftigten einem von Unterhändlern der Gewerkschaft ver.di mit dem Management der irischen Billigfluggesellschaft ausgehandelten Eckpunktepapier für einen Tarifvertrag nach deutschem Recht zugestimmt. Über 80 Prozent stimmten für den Vorschlag. Damit ist der Weg frei für ein Tarifvertragswerk mit dem die Einkommen, Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen für rund 1000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter an deutschen Ryanair-Basen geregelt werden sollen. Der Vertrag soll nach dem geplanten, raschen Vertragsabschluss gleichermaßen für Ryanair-Beschäftigte wie auch für Leiharbeitskräfte gelten und eine Laufzeit von November 2018 bis Ende März 2021 haben. Das Eckpunktepapier sieht nach ver.di-Angaben eine deutliche Erhöhung des Grundgehaltes und weitere Einkommenserhöhungen vor.
Zum Vertragswerk gehört auch ein Sozialplan für alle deutschen Ryanair-Basen. Dieser sieht bei Schließungen oder einer Reduzierung von Flugzeugen erstmals Abfindungsregelungen vor. Er soll auch für die ehemaligen Beschäf- tigten, der vor wenigen Tagen geschlossenen Ryanairbasis am Flughafen Bremen gelten.
Nach dieser grundsätzlichen Einigung sieht sich auch die Pilotengewerkschaft »Vereinigung Cockpit« auf einem guten Weg, noch in diesem Jahr zumindest eine grundsätzliche Einigung mit dem Unternehmen erzielen zu können.
»Wir haben für den November noch drei Termine vereinbart und wollen in diesem Zeitraum ein Eckpunktepapier erreichen«, erklärte VC-Sprecher Janis Schmitt nach Verhandlungen am Mittwoch in Frankfurt. Ein detaillierter Tarifvertrag für die mehr als 400 Piloten könne dann im Nachgang ausgearbeitet werden und rückwirkend gelten. An den Verhandlungen haben erstmals auch zwei unabhängige Schlichter teilgenommen. Ryanair hatte schon früher auf einen schnellen Abschluss noch in diesem Jahr gepocht.
Die Pilotengewerkschaft verlangt neben Sozialplänen bei Stationsschließungen unter anderem die Zustimmung des Managements zur Bildung von Betriebsräten. Das sei derzeit der am heftigsten umstrittene Punkt, sagte Schmitt. Möglicherweise wird dieser Konflikt aber durch Änderungen am deutschen Betriebsverfassungsgesetz entschärft, die Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigt hat. Bislang darf eine solche Arbeitnehmervertretung des fliegenden Personals nur gebildet werden, wenn zuvor ein Tarifvertrag dazu abgeschlossen ist.