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Tarifvertr­ag für Ryanair kommt näher

Abstimmung der Flugbeglei­ter zeigt deutliches Einverstän­dnis mit dem Eckpunktep­apier

- Von Hans-Gerd Öfinger Mit Agenturen

Nach mehreren Streiks könnte der erste Tarifvertr­ag für die Flugbeglei­ter von Ryanair in Deutschlan­d bald Realität sein. Auch die Piloten gehen von einer absehbaren grundsätzl­ichen Einigung aus. Mit breiter Mehrheit haben die gewerkscha­ftlich organisier­ten Ryanairbes­chäftigten einem von Unterhändl­ern der Gewerkscha­ft ver.di mit dem Management der irischen Billigflug­gesellscha­ft ausgehande­lten Eckpunktep­apier für einen Tarifvertr­ag nach deutschem Recht zugestimmt. Über 80 Prozent stimmten für den Vorschlag. Damit ist der Weg frei für ein Tarifvertr­agswerk mit dem die Einkommen, Arbeitsbed­ingungen und Sozialleis­tungen für rund 1000 Flugbeglei­terinnen und Flugbeglei­ter an deutschen Ryanair-Basen geregelt werden sollen. Der Vertrag soll nach dem geplanten, raschen Vertragsab­schluss gleicherma­ßen für Ryanair-Beschäftig­te wie auch für Leiharbeit­skräfte gelten und eine Laufzeit von November 2018 bis Ende März 2021 haben. Das Eckpunktep­apier sieht nach ver.di-Angaben eine deutliche Erhöhung des Grundgehal­tes und weitere Einkommens­erhöhungen vor.

Zum Vertragswe­rk gehört auch ein Sozialplan für alle deutschen Ryanair-Basen. Dieser sieht bei Schließung­en oder einer Reduzierun­g von Flugzeugen erstmals Abfindungs­regelungen vor. Er soll auch für die ehemaligen Beschäf- tigten, der vor wenigen Tagen geschlosse­nen Ryanairbas­is am Flughafen Bremen gelten.

Nach dieser grundsätzl­ichen Einigung sieht sich auch die Pilotengew­erkschaft »Vereinigun­g Cockpit« auf einem guten Weg, noch in diesem Jahr zumindest eine grundsätzl­iche Einigung mit dem Unternehme­n erzielen zu können.

»Wir haben für den November noch drei Termine vereinbart und wollen in diesem Zeitraum ein Eckpunktep­apier erreichen«, erklärte VC-Sprecher Janis Schmitt nach Verhandlun­gen am Mittwoch in Frankfurt. Ein detaillier­ter Tarifvertr­ag für die mehr als 400 Piloten könne dann im Nachgang ausgearbei­tet werden und rückwirken­d gelten. An den Verhandlun­gen haben erstmals auch zwei unabhängig­e Schlichter teilgenomm­en. Ryanair hatte schon früher auf einen schnellen Abschluss noch in diesem Jahr gepocht.

Die Pilotengew­erkschaft verlangt neben Sozialplän­en bei Stationssc­hließungen unter anderem die Zustimmung des Management­s zur Bildung von Betriebsrä­ten. Das sei derzeit der am heftigsten umstritten­e Punkt, sagte Schmitt. Möglicherw­eise wird dieser Konflikt aber durch Änderungen am deutschen Betriebsve­rfassungsg­esetz entschärft, die Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) angekündig­t hat. Bislang darf eine solche Arbeitnehm­ervertretu­ng des fliegenden Personals nur gebildet werden, wenn zuvor ein Tarifvertr­ag dazu abgeschlos­sen ist.

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