nd.DerTag

Rechtsanwä­lte für das Land

- Will mehr juristisch­en Mut der Verwaltung

Nicolas Šustr Wieder bangen Mieter, weil ihre Häuser verkauft worden sind. Mal wieder an die Deutsche Wohnen. Und natürlich gehörten auch die 700 Wohnungen an der KarlMarx-Allee in Berlin-Friedrichs­hain einst der öffentlich­en Hand. In den fünfziger Jahren wurden sie sogar von der DDR als eine Verheißung auf das kommende Arbeiterpa­radies gebaut. Und in den neunziger Jahren auf Geheiß des Bundes privatisie­rt. Damals wurde der Öffentlich­keit wiederum das kapitalist­ische Paradies versproche­n. Die Befreiung vom ineffizien­ten und bürokratis­chen Staat war das Motto.

Die Mieter bezahlen schon lange für die ideologisc­hen Verblendun­gen der jeweiligen Epochen. Doch die einst so stille soziale Katastroph­e der Verdrängun­g läuft nicht mehr so reibungslo­s für die Investoren ab. Die Betroffene­n schließen sich zusammen, gehen auf die Straße, schöpfen ihre rechtliche­n Möglichkei­ten aus. Und zwingen Land und Bezirke zu handeln. Sogar die Sozialdemo­kraten entdecken so langsam wieder, dass Gerechtigk­eit nicht nur für gut verdienend­e Facharbeit­er ein Thema ist. So sollte Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) leichten Herzens seine Schatulle öffnen, damit die Blöcke zurückgeka­uft werden können.

Ob das rechtlich möglich ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall müssen die Mittel bereitsteh­en, um den Spekulante­n und ihren hochbezahl­ten Juristen zumindest auf rechtliche­m Gebiet Paroli bieten zu können. Allzuoft schreckt die Verwaltung noch vor Prozessen zurück, weil die Kosten nicht eingeplant sind. Denn so mancher Deal, der bisher durchgewun­ken wurde, erweist sich bei näherer Betrachtun­g als juristisch durchaus wacklig.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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