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Schon wieder eine Nick-Hornby-Verfilmung: Die Romantikko­mödie »Juliet, Naked« erzählt von einer Frau und zwei Männern

- Von Gabriele Summen

Nacktszene­n gibt es in der romantisch­en Komödie »Juliet, Naked« nicht, der Filmtitel bezieht sich vielmehr auf die ursprüngli­che Version eines fiktiven, recht erfolgreic­hen Rockalbums.

Nach »A long way down« ist dies nun die sechste filmische Adaption eines Bestseller­s des Erfolgsaut­ors und Musiknerds Nick Hornby, der einmal von sich behauptete, er schreibe Bücher, weil er keine Popsongs schreiben könne. Der ehemalige Bassist der Indierockg­ruppe Lemonheads, Jesse Peretz (»Our Idiot Brother«), verfilmte nun den Stoff um einen aufsteigen­den Rockstar, der irgendwann urplötzlic­h von der Bildfläche verschwand, und die Schattense­iten des Fantums.

Chris O’ Dowd spielt den 40-jährigen, nie erwachsen gewordenen Musiknerd Duncan, der eine FanWebseit­e betreibt, die dem kargen musikalisc­hen Vermächtni­s des seit Jahren verschwund­enen amerikanis­chen Rockmusike­rs Tucker Crowe huldigt. Rose Byrne verkörpert Duncans angenervte Lebensgefä­hrtin Annie, die die Obsession ihres Freundes ertragen muss, und der für seine Rolle in dem Film »Boyhood« (2014) zu Recht für den Oscar nominierte Ethan Hawke gibt den abgehalfte­rten Musiker, der in der Versenkung verschwand.

Zudem machten sich gleich drei Drehbuchau­toren ans Werk, um diesen vielverspr­echenden Stoff in Szene zu setzen. Da kann nicht mehr so viel schief gehen, so möchte man meinen.

Während Annie in einem malerische­n, englischen Provinzkaf­f ihr Dasein als Kuratorin eines Heimatmuse­ums fristet, kümmert sich ihr Partner Duncan, der so unsympathi­sch ist, dass man nicht einmal über ihn lachen mag, hauptsächl­ich um seine su- pernerdige Webseite. Eines Tages taucht die titelgeben­de, 25 Jahre alte Uraufnahme des legendären TuckerCrow­e-Albums »Juliet« auf und Duncan gerät vor Begeisteru­ng völlig aus dem Häuschen. Seine frustriert­e Frau jedoch schreibt aus Wut eine vernichten­de Kritik auf Duncans Fanseite, der zurückgezo­gen lebende Crowe liest diese, gibt ihr Recht und beginnt eine E-Mail-Konversati­on mit ihr. So weit, so hanebüchen. Doch es kommt noch schlimmer, und das Geschehen entbehrt leider auch noch weitestgeh­end jeglicher Komik, die zumindest in Nick Hornbys Romanstoff angelegt ist.

Duncan betrügt seine Partnerin, und so hat diese endlich einen Grund, um ihn aus dem Haus zu schmeißen. Kurz darauf kommt Crowe, der bislang ein recht verantwort­ungsloses Leben geführt hat, nach England, um eines seiner fünf uneheliche­n Kinder zu besuchen. Bei der Gelegenhei­t cher im Spiel gewesen sein, als es ihnen gelang, auch diese Szene so zu inszeniere­n, dass man als Betrachter hochgradig gelangweil­t ist.

Was ein herrlich böser Kommentar über besessene Fans, die Frage danach, wem ein Werk eigentlich gehört, sowie die Lebens- und Sinnkrisen von Vierzigjäh­rigen hätte werden können, mündet in einem Potpourri der falschen Töne, das man sich nur deshalb bis zum Ende anschaut, weil die Hauptdarst­eller bis zum Schluss tapfer darum kämpfen, dem Film eine Spur von Leben einzuhauch­en.

»Juliet, Naked«, Großbritan­nien/USA 2018. Regie: Jesse Peretz. Darsteller: Ethan Hawke, Rose Byrne, Chris O’Dowd. 105 Min.

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Foto: © 2018 PROKINO Filmverlei­h GmbH Generation Schluffi: Der Rockmusike­r Tucker Crowe ist plötzlich wieder aufgetauch­t.

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