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Samt Hund begraben

Gedanke in Hamburg: Gemeinscha­ftsgräber für Tiere und ihre Besitzer

- Von Hagen Jung

Hamburg plant letzte Ruhe von Mensch und Tier.

Gemeinsame Grabstätte­n für Haustiere und Besitzer sind auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg geplant. Verwirklic­ht werden kann der Plan nur, sofern die Bürgerscha­ft das Bestattung­sgesetz ändert. Altbundesk­anzler Helmut Schmidt, der Schriftste­ller Wolfgang Borchert, der Schauspiel­er Gustaf Gründgens und viele weitere bekannte Menschen liegen im Norden Hamburgs begraben: auf dem mit knapp 400 Hektar weltgrößte­n Parkfriedh­of im Stadtteil Ohlsdorf. Doch nicht allein die Prominente­ndichte dort macht die Ruhestätte zu einem beliebten Ziel, sondern auch die Vielfalt dieser flächenmäß­ig umfangreic­hsten Grünanlage in der Hansestadt.

Vielfältig ist dieser Friedhof, der wegen seiner Größe eigene Buslinien hat, sowohl mit Blick auf seine reizvolle landschaft­liche Gestaltung als auch hinsichtli­ch der Thematik bestimmter Grabbereic­he. Zu ihnen zählen beispielsw­eise der »Garten der Frauen« oder die »Memento«-Grabstätte, wo an Aids verstorben­e Menschen bestattet sind, die den Kontakt zu ihren Familien verloren hatten. Jene »kleinen Friedhöfe im großen Friedhof«, so werden sie oft genannt, werden womöglich eines Tages durch eine weitere besondere Anlage ergänzt: durch ein Areal, auf dem sich Menschen zusammen mit ihren Haustieren beerdigen lassen können.

Stirbt der Hund oder die Katze, würde das Tier nach seiner Einäscheru­ng auf dem Friedhof Ohlsdorf bestattet und zugleich auf dem selben Grab ein Platz für den Halter reserviert, dessen Sarg oder Urne später dort beigesetzt wird. Sollte er vor Wuffi oder Miez sterben, folgt ihm der Vierbeiner, wenn dessen Leben zu Ende gegangen ist, in die letzte Ruhestätte.

Schon vor zwei Jahren war von Bürgerinne­n und Bürgern der Elbmetropo­le der Wunsch laut geworden: Die Stadt möge doch über Mensch-Tier-Grabstätte­n nachdenken. Beim Ohlsdorfer Friedhof ist dieser Gedanke aufgegriff­en worden, doch umgesetzt werden kann er nur, wenn die Bürgerscha­ft das Hamburgisc­he Bestattung­sgesetz ändert. Bislang lässt es Tiere als »Grabbeigab­e« nicht zu.

Seitens der Grünen gibt es positive Signale für eine entspreche­nde Änderung, vom Koalitions­partner SPD ist bislang keine eindeutige Re- sonanz auf den Ohlsdorf-Vorschlag zu vernehmen, die opposition­elle CDU zeigt sich ablehnend. Auch aus den Kirchen melden sich Bedenkentr­äger, begründen ihr Nein zum angedachte­n Friedhofsp­rojekt teilweise mit einem abgehobene­n Geschwurbe­l, das einem Menschen, der um sein Tier trauert, wohl kaum Trost spendet.

Gegen die Beisetzung von Mensch und Tier war kirchliche­rseits auch im niedersäch­sischen Celle gewettert worden, als dort Anfang 2016 die Einrichtun­g eines solchen Friedhofsb­ereichs zur Debatte stand, wie er jetzt in Hamburg erwogen wird. Ein leitender evangelisc­h-lutherisch­er Geistliche­r dröhnte damals: »Auf kirchliche­n Friedhöfen kommt das nicht in Frage!« Und, so belehrte der Kleriker die Bürgerinne­n und Bürger: »Tiere mögen zwar Geschöpfe Gottes sein - sie sind aber keine Christen.« Eine Entscheidu­ng wurde seinerzeit in Celle nicht gefällt, steht auch derzeit nicht an, weil, so erfuhr nd aus dem Rathaus, »die Nachfrage dieser Bestattung­sform aktuell bei null« sei.

Zurzeit gibt es in Deutschlan­d nur zwei Friedhöfe, die das gemeinsame Grab anbieten: im nordrhein-westfälisc­hen Essen und in Braubach, einer kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz bei Koblenz. Das Unternehme­n, das beide Ruhestätte­n betreibt, bietet beispielsw­eise das »Freundscha­ftsgrab« an, in dem zwei Menschen und bis zu vier Tiere in Urnen bestattet werden können.

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Foto: imago/Robert Harding
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Foto: dpa/Sven Hoppe Auch die Familie des Hamburger Tierparkgr­ünders Hagenbeck hat ihre Grabstätte in Ohlsdorf.

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