Prösterchen – im Sekt ist Gift
Peinlich: Jo Fabian inszeniert Schillers »Kabale und Liebe« am Staatstheater Cottbus
Ist Klassendünkel heute passé? Würde der Millionärsbusche X die Getränkeverkäuferin Y heiraten? Und wenn, würde es da Ärger geben? Mit Sicherheit. Allein in der Hinsicht ist Schillers Trauerspiel »Kabale und Liebe« keineswegs altes Eisen. Allemal herrscht höhnisches Herabschauen auf die Prolls, die Masse der Saison- und Kurzarbeiter oder der Fremden.
Der Abstand zwischen Oben und Unten wächst. Die Töne werden schärfer, die Schikanen gegenüber Hartz-IV-Empfängern abgefeimter. Welche Frau heiratet noch so einen? Dünkel als eine Form des Klassenhasses herrscht allerorten, laut zu hören in Betrieben und Büros, in den Nachrichten, zu lesen in den Zeitungen, zu sehen auf der Straße. Wer über den Kapitalismus redet, darf über die Niedertracht der Besitzenden nicht schweigen. Und Niedertracht herrscht, wo ein Oben und ein Unten eisern waltet.
Solches Übel wohnt in »Kabale und Liebe«. Schiller attackiert darin die Macht der hohen Stände. Aristokraten und Bürger geraten in Kollision. Die einen kleben an ihrem Prunk und ihren Erbfolgegespinsten, die anderen gehen ihren täglichen Verrichtungen nach. Keine der Seiten will gestört werden. Doch die Liebe zwischen Luise Miller, Tochter aus kleinbürgerlichem Hause, und Ferdinand, Sohn des mächtigen Präsidenten von Walter, stört die Überzeugungen erheblich, und darum muss sie scheitern. 1784 schrieb Schiller dieses bürgerliche Trauerspiel, fünf Jahre vor der Erstürmung der Bastille in Paris. Sein Stück trägt vorrevolutionäre Züge, obwohl darin die Figur des Proleten fehlt.
Leider steckt nichts von diesem Geist in der Inszenierung von Jo Fabian an der Cottbuser Kammerbühne. Er wolle damit die Jugend ansprechen, heißt es. Überhaupt soll Jugend mehr erreicht werden, was zu begrüßen ist. Aber mit diesen Mitteln?
Zu sehen ist eine freie Fassung. Aus dem bürgerlichen Trauerspiel macht Fabian eine Farce – eine beliebte Me-