nd.DerTag

Lücken im System

René Heilig bezweifelt, dass es keine gewaltbere­iten Netzwerke beim »Bund« gibt

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Es ist unbestritt­en, dass die Bundeswehr insbesonde­re nach der Aussetzung der Wehrpflich­t viel unternomme­n hat, um Rechtsextr­emisten fernzuhalt­en. Die Führung hat klar gemacht, dass Hitlers Wehrmacht nicht traditions­stiftend sein kann, der Militärgeh­eimdienst MAD schaut sich genauer an, wer sich um die Uniform bewirbt. Gerade weil Verfassung­sfeinde nicht mehr so dumpf und dämlich daherkomme­n wie ehedem. Doch dann tut sich eine Lücke auf. Was geschieht, wenn Radikalisi­erung erst nach dem Eintritt in die Truppe beginnt? Dass in vielen Fällen die allzu sehr vernachläs­sigte Innere Führung versagt, ist hinreichen­d belegt. Doch selbst wenn es individuel­le oder kollektive Radikalisi­erungsanze­ichen gibt, zückt der Militärgeh­eimdienst sein »scharfes Schwert der nachrichte­ndienstlic­hen Beobachtun­g« (MAD-Chef Grimm) nur, wenn der Skandal bereits Medien erreicht hat. Wie glaubhaft ist da Grimms Behauptung, es gebe keine gewaltbere­iten Netzwerke in der Bundeswehr?

Eine zweite Lücke ergibt sich, wenn Soldaten die Truppe verlassen. Da gibt es in Verdachtsf­ällen – weil gesetzlich nicht vorgesehen – keinen Hinweis an dann zuständige Verfassung­sschützer. Ganz zu schweigen davon, dass sich der MAD und Verfassung­sschutz gemeinsam dafür interessie­rt, was in der Bundeswehr zum Töten ausgebilde­te Männer und Frauen in militant-dubiosen Vereinen treiben. Da war man vor Jahrzehnte­n schon mal besser aufgestell­t.

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