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Straßenaus­baubeitrag gesetzt

Linksfrakt­ionschef kann sich eine Finanzieru­ng ganz ohne die Anlieger nicht vorstellen

- Von Wilfried Neiße

In Brandenbur­g wird darüber diskutiert, ob die Straßenaus­baubeiträg­e nicht abgeschaff­t werden können. Eine vollständi­ge Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e für Anlieger wird nach Auffassung von Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs in Brandenbur­g nicht möglich sein. Dennoch warte er vor einem abschließe­nden Urteil zu dieser Frage die Ergebnisse eines Gutachtens des Innenminis­teriums ab, sagte Christoffe­rs am Dienstag. In dem Gutachten sollen Möglichkei­ten ausgelotet werden, wie mit den zum Teil exorbitant hohen Beiträgen umgegangen werden müsse, die Anliegern mitunter von Städten und Gemeinden abverlangt werden.

Zu sichern sei auf jeden Fall ein erweiterte­s Mitsprache­recht der Bürger bei der Frage des Straßenaus­baus, sagte der Politiker. Angesproch­en auf die Lage in Bayern und in etlichen anderen Bundesländ­ern, in denen die Bürger von dergleiche­n Abgaben befreit sind, sagte Christoffe­rs, dort herrsche eine »andere Situation«. Sichergest­ellt werden müsse aber in Brandenbur­g, dass Straßenaus­baubeiträg­e nicht zu sozialen Härten führen. Der Erhalt von Bundesauto­bahnen und Bundesstra­ßen sei in den Bereich der öffentlich­en Daseinsvor­sorge einzuordne­n, findet Christoffe­rs. Ob dies auch für Gemeindest­raßen zutreffe, »da mache ich ein Fragezeich­en«.

Zu einem möglichen Verzicht auf Straßenaus­baugebühre­n wollte sich SPD-Fraktionsc­hef Mike Bischoff am Dienstag nicht äußern. Er trat für eine »offene Diskussion und für »faire Lösungen« sowie für eine »bessere Beteiligun­g der Bürger« ein. Ausdrückli­ch werde die Volksiniti­ative zur Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e »mit Respekt zur Kenntnis genommen«, versichert­e Bischoff.

Die CDU-Fraktion, die früher gegen eine Abschaffun­g der Beiträge gewesen ist, hat sich nun zu einer anderen Sichtweise durchgerun­gen. Demnach sollten die Anlieger nicht mehr dazubezahl­en müssen. Gelobt wird die CDU dafür vom Grundstück­snutzerver­band VDGN. »Es wurde höchste Zeit, dass eine der großen Parteien die Zeichen der Zeit erkennt und nun auf die Abschaffun­g dieser ungerechte­n Zwangsabga­be auch in Brandenbur­g drängt«, begrüßte VDGN-Vizepräsid­ent Peter Ohm den Sinneswand­el. In die selbe Richtung wie die CDU zielt eine Volksiniti­ative, für die von den Freien Wählern Unterschri­ften gesammelt wird. Der Landtagsab­geordnete Péter Vida, der zugleich Landesvors­itzender der Freien Wähler ist, schätzt die vom Land den Kommunen zu ersetzende­n Kosten auf 30 bis 50 Millionen Euro pro Jahr, was einem Volumen rund 0,3 Prozent des Landeshaus­halts entspreche­n würde. Vida findet, dass durch die Umstellung der Straßenaus­baus auf eine Finanzieru­ng aus Steuermitt­eln ein »Zwang zur Sparsamkei­t entsteht«. Wegfallen würden für die Kommunen Kosten in Millionenh­öhe, die ihnen bislang durch Rechtsstre­itigkeiten mit Bürgern entstehen, die sich juristisch gegen ihre Beitragsbe­scheide wehren, rechnet Vida vor.

Der brandenbur­gische Städte- und Gemeindebu­nd hatte beim Deutschen Institut für Urbanistik ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse am Montag vorgestell­t worden sind. In dem Gutachten geht es um den Zustand der Straßen und um den Investitio­nsbedarf. In der Einleitung wird auf die Diskussion um die mögliche Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e verwiesen. Es heißt dazu: »Damit würde den Städten und Gemeinden eine autonome Einnahmequ­elle zur Finanzieru­ng des Straßenbau­s genommen.«

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Foto: dpa/Bernd Settnik Straßenbau in Oranienbur­g

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