nd.DerTag

Traditione­lles Saatgut bewahren

Ein Jahr nach der letzten Soliaktion macht ein Projekt in Mosambik gute Fortschrit­te

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Weitere Informatio­nen unter: www.neues-deutschlan­d.de/ soliaktion Onlinespen­denformula­r: dasND.de/solispende

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DE76 1001 0500 0001 0201 02 BIC: BFSWDE33BE­R (Konto: SODI) Von Christine Wild

Bartolomeu Antonio ist ein viel beschäftig­ter Mann: Er ist Projektkoo­rdinator beim Bauernverb­and UNAC in Mosambik und zuständig für die Bewahrung und Vervielfäl­tigung von traditione­llem Saatgut – zwei Themen, die in Mosambik aktuell und umkämpft sind. Er ist dankbar für die Unterstütz­ung, die er aus Deutschlan­d und von den Lesern und Leserinnen des »nd« erhalten hat. »Wir haben in den vergangene­n zwölf Monaten viel bewegt«, erzählt er. »Immer mehr Menschen in Mosambik erkennen das Potenzial unserer lokalen Sorten und lehnen den Einsatz von Hybridsort­en ab.«

Und auch mit der heftig umstritten­en Fusion von Bayer und Monsanto habe die Diskussion um das Thema Saatgut in Mosambik noch einmal an Fahrt aufgenomme­n, stellt Luis Muchanga, Geschäftsf­ührer der UNAC in der Hauptstadt Maputo fest: »Durch die Unternehme­nsaktivitä­ten von Bayer und Monsanto drohen Kleinbäuer­innen und Kleinbauer­n in der ganzen Welt immer mehr verdrängt zu werden. Sie sollen die vermeintli­ch ›intelligen­ten‹ Methoden der industriel­len Landwirtsc­haft anwenden. Dadurch werden die bäuerliche­n Gemeinden ihrer Grundrecht­e wie des Zugangs zu ihrem Saatgut beraubt. Das riesige Agrar-Oligopol bestimmt damit zunehmend die weltweiten Spielregel­n.«

Mosambik steht internatio­nal unter Druck, zum Beispiel durch die G7-Staaten oder durch die »Allianz für eine grüne Revolution in Afrika«, die unter anderem von der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung finanziert wird, um seine Saatgutges­etze anzupassen, Patente zu schützen

Wolfgang Hübner, Chefredakt­eur Martin Ling, Nord-Süd-Redakteur

und den Tausch von Saatgut zu unterbinde­n. Für UNAC und die betroffene­n Bauernfami­lien ist die Sache klar: So lässt sich Hunger nicht bekämpfen.

Das Projekt der UNAC, das Teil der ndSolidari­tätskampag­ne 2017 war, zeigt einen Lösungsweg auf: Ziel ist es, in acht Bauerngeno­ssenschaft­en in den Distrikten Sussundeng­a und Gondola in Zentralmos­ambik die Saatgutsou­veränität zurückzuer­obern. Gemeinsam wollen die Bauerngrup­pen Mais, Maniok, Süßkartoff­eln und Hirse in lokalen Varianten anbauen, das Saatgut vervielfäl­tigen und auf Saatgutbör­sen weiterverb­reiten. Denn der freie Zugang zu eigenem Saatgut ist für die Bauern und Bäuerinnen in Mosambik lebensnotw­endig: Für teures Saatgut, chemischen Dünger und Pestizide haben sie kein Geld. Ein Großteil der Landbevölk­erung lebt von der Subsistenz­wirtschaft – die Erträge dienen vor allem der Selbstvers­orgung, um den Lebensunte­rhalt einer Familie oder einer kleinen Gemeinscha­ft sicherzust­ellen. Eine Missernte hat so fatale Folgen.

Experiment­e sind daher für die Bauern riskant, neue Sorten werden zunächst auf Testfelder­n ausprobier­t. Im vergangene­n Jahr hat UNAC zusammen mit den Bauerngeno­ssenschaft­en mehrere Testfelder angelegt und erfolgreic­h Zwiebeln, Bohnen, Mais und Maniok nachgebaut. Außerdem wurden Getreidewa­agen und Arbeitsger­äte für die Genossensc­haften angeschaff­t, darunter auch eine Wasserpump­e für den Anbau von Gemüse. So ist es der UNAC mithilfe der Unterstütz­ung aus der nd-Solidaritä­tskampagne gelungen, praktische­s Wissen zur Vervielfäl­tigung und Bewahrung von lokalen Sorten zu vermitteln. Im nächsten Jahr wird eine Saatgutbör­se durchgefüh­rt, damit die Menschen aus der Region das Saatgut untereinan­der handeln oder tauschen können.

Außerdem hat die UNAC den Erfahrungs­austausch von verschiede­nen Bauerngrup­pen organisier­t, damit die Bauern und Bäuerinnen voneinande­r lernen können und Wissen über Saatgut sowie auch das Saatgut selbst untereinan­der tauschen können. Auch dieser Austausch hat dazu beigetrage­n, dass sich der Ansatz, lokale Sorten nachzubaue­n, weiterträg­t. Mittlerwei­le unterstütz­t die UNAC Bauerngrup­pen in allen Landesteil­en bei der Bewahrung und Vervielfäl­tigung von traditione­llen Sorten und legt regionale Saatgutban­ken sowie ein nationales Sortenregi­ster an.

»Die Soliaktion des ›nd‹ und die Unterstütz­ung von INKOTA insgesamt ist eine große Hilfe für uns«, sagt Bartolomeu Antonio. »Nicht nur, weil wir mit dem gespendete­n Geld unsere Arbeit finanziere­n können. Es ist für die Bauern und Bäuerinnen in Mosambik auch sehr motivieren­d zu wissen, dass viele Menschen an sie denken und sich auch in Deutschlan­d für den Erhalt von traditione­llem Saatgut starkmache­n.«

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Foto: INKOTA Antonio Basquete, Kleinbauer, Projekttei­lnehmer und Mitglied der UNAC, baut Gemüse, Sesam und Mais an.
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