nd.DerTag

Futura. Die Schrift

Ein Streifzug durch die Zeitgeschi­chte

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Die Geschichte einer Druckschri­ft mag nur etwas für schrullige Designfrea­ks sein, ist sie doch etwas so Alltäglich­es. Wer denkt schon beim Anblick eines U-Bahn-Schildes an kulturelle Zeitenwend­e, Demokratis­ierung des Alltags und Universali­smus?

Alles begann mit dem erbitterte­n Streit zwischen traditione­llen Schriftges­taltern, denen Fraktur, Schnörkel und »künstleris­cher Ausdruck« wichtig waren, und konstrukti­vistischen Neuerern, die eine funktional­e, für das schnelle erfassende Lesen geeignete Schrift für die Massen forderten. Ab 1924 entwickelt­e der Buchgestal­ter, Illustrato­r und Gründer einer Schule für angewandte Kunst, Paul Renner aus klassische­n lateinisch­en Formen eine Schrift, die 1927 in der Frankfurte­r Bauer’schen Gießerei als Drucklette­r das Licht der Welt erblickte und rasant Verbreitun­g fand: in Schriften zu Architektu­r und Stadtentwi­cklung, auf Reklamen, Theaterpro­grammen, im Zeitungsdr­uck – und auf U-Bahn-Schildern.

Der Werbegrafi­ker und Merz-Dichter Kurt Schwitters entwarf Vordrucke für Behörden- und Wirtschaft­skorrespon­denz, gleichzeit­ig Bilder und Ornamentge­dichte aus der neuen Schrift. Die Lufthansa druckte damit ihre ersten Flugpläne. Der überreich bebilderte und sorgfältig gestaltete Band widmet sich nicht nur der Schrift und ihrer Anwendung, sondern vor allem auch dem politische­n und ökono-

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