nd.DerTag

Streit um Symbolpoli­tik

Aert van Riel zu Debatten über den UN-Migrations­pakt

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Die Aufregung in Deutschlan­d und anderen Ländern über ein UN-Papier, das für die Staaten nicht bindend ist, wirkt absurd. Der Migrations­pakt ist lediglich eine Absichtser­klärung, um Einwanderu­ng zu steuern. Er hat vor allem symbolisch­e Bedeutung. Rechte Politiker verbreiten hingegen Gerüchte, wonach die Nationalst­aaten nicht mehr komplett eigenständ­ig über ihre Einwanderu­ngspolitik entscheide­n könnten.

Das ist Unsinn. Der Erfolg der Rechten in einigen Ländern, die den Pakt ablehnen, zeigt allerdings, wie erschrecke­nd groß die Abneigung vieler Menschen in der EU und auf der anderen Seite des Atlantiks gegenüber Migranten ist. Aus linker Sicht muss es darum gehen, Vorurteile zu entkräften. Zuwanderer nehmen Einheimisc­hen nicht die Arbeitsplä­tze weg. Die Ursachen für Erwerbslos­igkeit sind komplizier­ter. Sie liegen unter anderem im allgegenwä­rtigen Verdrängun­gswettbewe­rb.

Nichtsdest­otrotz ist Kritik an dem Migrations­pakt angebracht. Denn dieser sieht vor, dass diejenigen bevorzugt behandelt werden, die auf den Arbeitsmär­kten des reicheren Nordens gebraucht werden. Zugleich sollen Grenzen hochgezoge­n werden, um »irreguläre Migration« zu verhindern. In der Linksfrakt­ion streiten grundsätzl­iche Befürworte­r und Gegner des Pakts miteinande­r. Der Austausch von Argumenten ist selbstvers­tändlich nicht verwerflic­h. Aber wenn die Fraktion beim Thema Migration weiterhin innerparte­iliche Machtkämpf­e austrägt, wird ihr dies nur selber schaden.

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