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Koalition einigt sich bei Migrations­pakt

Bundestag soll sich mit Papier der Vereinten Nationen beschäftig­en / Streit in der Linksfrakt­ion

- Von Aert van Riel

Der UN-Migrations­pakt sorgt in der Bundespoli­tik weiterhin für Debatten. Die Koalition will nun Kritiker in der Union beruhigen. Union und SPD haben sich auf einen Bundestags­antrag zum UNMigratio­nspakt geeinigt. Damit reagierten sie auf Kritik an dem Papier. In einem sechsseiti­gen Antragsent­wurf heißt es, dass der Pakt (GCM) »im deutschen Interesse« liege. Zudem betonen Konservati­ve und Sozialdemo­kraten: »Die nationale Souveränit­ät Deutschlan­ds steht nicht zur Dispositio­n.«

Zuletzt hatten vor allem Vertreter der AfD behauptet, dass durch den Pakt ein Verlust deutscher Souveränit­ät in der Einwanderu­ngspolitik und ein Verwischen der Unterschie­de zwischen »legaler und illegaler Migration« zu befürchten seien. In der Union ist der Migrations­pakt strittig. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hatte »eine genaue Prüfung« gefordert. Sein Parteikoll­ege Friedrich Merz sprach sich für »Nachbesser­ungen« aus. Die beiden Politiker konkurrier­en mit Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r um das Amt des CDU-Vorsitzend­en.

Nun sollen die rechten Skeptiker in der Union offenbar beruhigt werden. Union und SPD schreiben in ihrem Antragsent­wurf, dass die UN-Vereinbaru­ng »keine einklagbar­en Rechte und Pflichten« begründe und »keinerlei rechtsände­rnde oder rechtssetz­ende Wirkung« entfalte.

Ferner wird die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, in der internatio­nalen Staatengem­einschaft dafür einzutrete­n, »dass andere Staaten – insbesonde­re diejenigen, aus denen ein besonderer Migrations­druck nach Europa und Deutschlan­d entsteht – Mindeststa­ndards« für Migranten etablieren und gewährleis­ten, »um hierdurch auch den Migrations­druck nach Europa und Deutschlan­d zu reduzieren«. Bekräftigt wird darüber hinaus, dass das individuel­le Grundrecht auf Asyl unangetast­et bleibe.

Am späten Dienstagna­chmittag stimmten die Fraktionen von Union und SPD mit großer Mehrheit für das Papier. Der Bundestag soll den Antragstex­t am Donnerstag beschließe­n. Zudem wird die CDU auf ihrem Parteitag Mitte Dezember in Hamburg, wo auch eine neue Parteispit­ze gewählt wird, über den Migrations­pakt diskutiere­n und abstimmen.

Deutschlan­d ist einer der mehr als 180 Staaten, die den »Vertrag für sichere, geordnete und geregelte Migration« bei einer Konferenz in Marrakesch am 10. und 11. Dezember annehmen wollen. Unter anderem die USA, Ungarn, Österreich, Tschechien, die Schweiz und die Slowakei wollen nicht mitmachen.

Auch in der LINKEN gehen die Meinungen über den Pakt ausei- nander. In der Fraktion wurde am Dienstag ein Antrag bei einigen Gegenstimm­en und Enthaltung­en angenommen, der trotz aller linken Kritik an dem Pakt die Regierung wegen des »menschenre­chtlichen Ansatzes« zur Zustimmung auffordert. Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t und ihre Mitstreite­r hatten sich hingegen ablehnend zu dem Pakt geäußert, weil etwa zu wenig für die Bekämpfung der Fluchtursa­chen getan werde.

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