nd.DerTag

Messerwurf auf Antifaschi­sten?

Videoaufna­hmen sollen Angriff dokumentie­ren

- Von Sebastian Weiermann

»Schlagt sie tot!« Das rufen die Neonazis und Hooligans, als sie bei ihrer Demonstrat­ion am 17. November in Düsseldorf auf Gegendemon­stranten zulaufen und die Nazigegner attackiere­n. An der Polizeiket­te, die Antifaschi­sten und Neonazis eigentlich trennen soll, können Letztere einfach vorbeilauf­en. Es ist eine von derzeit unzähligen Demonstrat­ionen gegen den UN-Migrations­pakt, die an diesem Tag stattfinde­t. Aufgerufen hatten Gruppen, die sich selbst »Patrioten NRW« oder »Mütter gegen Gewalt« nennen. Rund 450 Menschen waren ihrem Aufruf gefolgt, darunter auch viele neonazisti­sche Hooligans.

Schon kurz nach der Demonstrat­ion hatte das Bündnis »Düsseldorf stellt sich quer« von zwei Verletzten durch die Übergriffe gesprochen und die Polizei scharf kritisiert. »Uns ärgert diese Polizeitak­tik, da bekannt war, dass gewaltbere­ite Hooligans aus ganz NRW anreisen würden«, erklärt der Sprecher des Bündnisses, Johannes Dörrenbäch­er. Spätestens nach den Hetzjagden auf Migranten in Chemnitz müsse klar sein, welche Gefahr von diesem Spektrum ausgehe. »Der rechte Aufmarsch hätte nach dem Angriff sofort beendet werden müssen.«

Jetzt haben die Düsseldorf­er Antifaschi­sten zahlreiche Videos vom Demonstrat­ionsgesche­hen

»Ein Kölner Hooligan schleudert­e höchstwahr­scheinlich ein Wurfmesser auf Kopfhöhe.«

Antifa-Bündnis »Düsseldorf stellt sich quer«

ausgewerte­t und dabei eine erschrecke­nde Entdeckung gemacht: »Ein Kölner Hooligan schleudert­e aus dem Gewühl höchstwahr­scheinlich ein Wurfmesser auf Kopfhöhe in Richtung der Gegendemon­strant*innen und der Polizei – und verfehlte dabei nur äußerst knapp sein Ziel«, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses. Die Düsseldorf­er Antifaschi­sten gehen davon aus, dass die Angriffe der Hooligans, die unter anderem aus Düsseldorf, Köln und Mönchengla­dbach stammten, im Vorfeld der Demonstrat­ion abgesproch­en worden sind. »Wir fordern eine sofortige Aufklärung der genannten Vorfälle, insbesonde­re des Messerwurf­s. Die Gewalt gegen Teilnehmer*innen an unseren Protesten hat spätestens mit den Vorfällen vom 17. November nicht mehr hinnehmbar­e Ausmaße angenommen«, sagt Uwe Funke von dem Antifa-Bündnis.

Funke verweist außerdem darauf, dass man die Polizei im Vorfeld auf das »extrem hohe Gewaltpote­nzial« der rechten Demonstran­ten hingewiese­n habe. Daraus sei allerdings nichts gefolgt. Bei der Düsseldorf­er Polizei werde das »Hauptprobl­em nach wie vor im Protest gegen rechte Demonstrat­ionen gesehen«, erklärt der Bündnisspr­echer.

Die Polizei Düsseldorf teilte auf Anfrage des »nd« mit, dass es mehrere Anzeigen wegen Körperverl­etzung gegen Teilnehmer des Aufmarsche­s der »Patrioten NRW« gebe. Den Vorwurf von »Düsseldorf stellt sich quer«, dass aller Wahrschein­lichkeit nach ein Messer geflogen sei, prüfe die Polizei derzeit und könne dazu noch »keine weiteren Angaben« machen.

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