Begnadigter
Wie gut für Matthew Hedges, dass am 2. Dezember Nationalfeiertag in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist. Anlässlich dessen begnadigte der Präsident des Golfstaats, Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, den wegen angeblicher Spionage zu lebenslanger Haft verurteilten britischen Doktoranden am Montag zusammen mit etwa 700 weiteren Inhaftierten. Schon am Dienstagvormittag landete ein Flugzeug mit dem 31-Jährigen an Bord auf dem Londoner Flughafen Heathrow.
Sieben Monate lang war der im südenglischen Surrey geborene Hedges zuvor in den Emiraten inhaftiert gewesen. Nach Angaben eines Professors kannte Hedges »die Region extrem gut«, hatte Teile seiner Kindheit in den Emiraten verbracht und besuchte immer wieder seinen Vater, der dort bis heute lebt und arbeitet. Trotzdem lernte er wohl nie die Landessprache Arabisch – seine schulische Ausbildung erfolgte in England, am Cranleigh Internat in der Nähe von Guildford. Sein Interesse für die Golfstaaten war dennoch groß: Er schloss seine Nahoststudien mit dem Bachelor an der Universität Bradford ab, es folgte ein Master an der Exeter Universität. Dort lernte er auch seine Ehefrau, die kolumbianische Publizistin Daniela Tejada, kennen.
Er spezialisierte sich auf die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik des Nahen Ostens, arbeitete für verschiedene Think Tanks und Beratungsfirmen, die sich mit Investitionen und Risiken in den Emiraten beschäftigen.
Gleichzeitig forschte Hedges seit 2015 im Rahmen einer Doktorarbeit an der Durham Universität zu den Effekten des Arabischen Frühlings in den Golfstaaten. Auch vor seiner Festnahme am 5. Mai in Dubai hatte er sich dort für eine zweiwöchige Feldforschung aufgehalten.
Mehrere Politiker*innen, darunter auch die britische Premierministerin Theresa May, hatten sich für seine Freilassung eingesetzt. Ob die Regierung in Abu Dhabi diesen Appellen folgte, bleibt offen: Aus Sicht der Emirate gilt Hedges trotz Begnadigung immer noch als schuldig. Ein Video belege ein Geständnis des Doktoranden, ein Geheimagent zu sein.