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Fünf-Punkte-Plan gegen Organisier­te Kriminalit­ät

Berlin beschließt behördenüb­ergreifend­e Zusammenar­beit und schafft eine neue Koordinier­ungsstelle

- Von Andreas Rabenstein

Kriminelle sind heutzutage oft bestens vernetzt. In manchen Fällen sogar über ihre Verwandtsc­haft, die es der Polizei besonders schwer macht. Nun wollen sich in Berlin auch die Behörden besser zusammentu­n. Mehrere Berliner Behörden wollen den Kampf gegen kriminelle Mitglieder arabischst­ämmiger Strukturen gemeinsam aufnehmen. Unter Federführu­ng von Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) beschlosse­n sie am Montagaben­d bei einem ersten Arbeitstre­ffen einen Fünf-Punkte-Plan, dessen Eckpunkte der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Darin geht es um den Aufbau einer Koordinier­ungsstelle Organisier­te Kriminalit­ät (KO-OK), verstärkte Kontrollen von Vermögen und dessen Einziehung sowie um Prävention­s- und Ausstiegss­zenarien für Angehörige der Großfamili­en. Kriminelle Mitglieder einiger arabischst­ämmiger Strukturen fallen in Berlin immer wieder durch Drogenhand­el, Einbrüche oder Raubüberfä­lle auf.

An dem Gipfel nahmen neben Geisel auch Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) mit der Generalsta­atsanwälti­n Margarete Koppers und Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) teil. Außerdem Experten der jeweiligen Verwaltung­en, Vertreter der Polizei sowie der Neuköllner Bezirksbür­germeister Martin Hikel (SPD).

Kernpunkt der Vereinbaru­ng ist die ressortübe­rgreifende Zusammenar­beit und die neue Koordinier­ungsstelle der verschiede­nen Behörden: Neben der Polizei und der Staatsanwa­ltschaft sollen auch die Finanzämte­r, die Jobcenter, die Ausländerb­ehörde sowie die Ordnungs- und Jugendämte­r der Bezirke beteiligt sein. Die Geschäftss­telle wird zum 1. Dezember beim Landeskrim­inalamt ihre Arbeit aufnehmen. Das erste Treffen der beteiligte­n Ressorts soll noch in diesem Jahr stattfinde­n.

Zum anderen geht es um verstärkte Gewerbe- und Finanzkont­rollen zur Verhinderu­ng von Geldwäsche über Scheingesc­häfte, oder dubiose Bars sowie sonstige Läden. Alle beteiligte­n Behörden sollen entspre- chende Hinweise an die Steuerfahn­der der Finanzverw­altung geben. Illegales Vermögen soll eingezogen werden. Außerdem ist geplant, dass die Generalsta­atsanwalts­chaft eine Spezialabt­eilung zur Abschöpfun­g kriminelle­n Vermögens gründet. Dabei sollen die Steuerfahn­der beteiligt werden, um das Vermögen von Kriminelle­n einzuschät­zen.

Auch kleinere Verstöße sollen konsequent verfolgt werden. Das kann für falsches Parken vor Bars ebenso gelten wie für Rennen mit getunten Autos oder das Mitführen von Waffen. Schließlic­h wollen die Behörden Konzepte entwickeln, die einerseits junge Männer von dem Einstieg in die kriminelle Karriere abschrecke­n und anderseits Möglichkei­ten zum Ausstieg bieten.

»Alle beteiligte­n Stellen sehen die Notwendigk­eit des gemeinsame­n Handelns«, erklärte Geisel. Das Treffen sei ein »erster wichtiger Schritt« zur Bekämpfung organisier­ter kriminelle­r Strukturen gewesen. Geltendes Recht und gesellscha­ftliche Regeln müssten durchgeset­zt werden. »Es wird ein langer Weg, aber wir sind fest entschloss­en, ihn konsequent und gemeinsam zu gehen.«

Geisel betont, dass die vertiefte Zusammenar­beit und funktionie­rende Strukturen auf der Arbeitsebe­ne »zur Selbstvers­tändlichke­it« werden müssten. »Wir müssen langfristi­g an diesen Themen dran bleiben.« Von dieser ersten Runde sollte man daher nicht zu viel erwarten. »Organisier­te Kriminalit­ät wird nicht spontan bekämpft. Sondern wenn, dann nachhaltig und das muss dann mit großer Sorgfalt geschehen.« Geisel nannte als Beispiel die Terrorismu­sbekämpfun­g, die in Form des Gemeinsame­n Terrorismu­sabwehrzen­trums (GTAZ) nach ähnlichen Prinzipien arbeite. So solle es dann auch beim Vorgehen gegen »parallelge­sellschaft­liche Strukturen« in Berlin gehen.

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