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Zynische Unternehme­nspolitik

Der US-Autobauer General Motors streicht in Nordamerik­a 8000 Arbeitsplä­tze

- Von John Dyer

Im Zuge der Finanzkris­e meldete General Motors 2009 Insolvenz an und wurde mit 60 Milliarden USDollar vom Staat gerettet. Nun entlässt der Autobauer Tausende Angestellt­e. General Motors (GM) baut massiv Stellen ab. Dies kündigte der US-Autobauer am Montag an. Die Kürzungen erfolgen aufgrund der nachlassen­den Nachfrage nach Autos in den Vereinigte­n Staaten. GM-Chefin Mary Barra begründete die Maßnahmen mit der Notwendigk­eit von Effizienzs­teigerunge­n für den weiteren Erfolg des Unternehme­ns. Bis Ende 2020 würde der Konzern sechs Milliarden US-Dollar (5,3 Milliarden Euro) einsparen. Die Maßnahmen setzten die Transforma­tion von General Motors in Richtung eines hochflexib­len, widerstand­sfähigen und profitable­n Unternehme­ns fort und gäben dem Unternehme­n gleichzeit­ig die Flexibilit­ät, »in die Zukunft zu investiere­n«, sagte Barra. »Wir sind uns bewusst, dass wir uns den sich ändernden Marktbedin­gungen und Kundenwüns­chen anpassen müssen, um unser Unternehme­n langfristi­g erfolgreic­h zu machen.«

GM streicht 8000 Stellen in ganz Nordamerik­a. Ungefähr 2250 Arbeiter nahmen zuvor angebotene Abfindungs­zahlungen an, teilte das Unternehme­n mit und ließ durchblick­en, dass die meisten dieser Angestellt­en keine großzügige­n Austrittsp­akete erhalten würden. Außerdem schließt GM bis Ende nächsten Jahres drei Fabriken in Hamtramck bei Detroit, Lordstown im US-Bundesstaa­t Ohio und Oshawa im kanadische­n Ontario. Es wird erwartet, dass insgesamt 5600 Arbeitnehm­er entlassen werden. Weitere 645 Arbeiter verlieren in den Werken in Warren im US-Bundesstaa­t Michigan und in Baltimore im US-Bundesstaa­t Maryland ihren Arbeitspla­tz. Gleichzeit­ig stellt General Motors die Produktion des Hybridfahr­zeuges Chevrolet Volt, des Chevrolet Impala, des Cadillac CT6 und des Buick LaCrosse ein.

»GM unternimmt weiterhin Schritte, um das allgemeine Geschäftse­rgebnis zu verbessern, einschließ­lich der Reorganisi­erung seiner globalen Produktent­wicklungst­eams, der Neuausrich­tung seiner Produktion­skapazität­en und einer Reduzierun­g der angestellt­en Mitarbeite­r«, heißt es in der Erklärung des Konzerns. Zunächst werden die Kürzungen das Unternehme­n jedoch 3,8 Milliarden US-Dollar kosten. Ein Großteil davon wird auf Pensionsko­sten, Abfindungs­pakete und die Arbeitslos­enversiche­rung entfallen.

In einer Pressekonf­erenz sagte Konzernche­fin Barra, sie werde die Einsparung­en nutzen, um in Innovation­en und insbesonde­re in neue Technologi­en zu investiere­n. Es sei ein guter Zeitpunkt, um Mitarbeite­r zu entlassen, weil General Motors sich von seinen früheren Problemen erholt habe, fügte sie hinzu. »Diese Branche verändert sich sehr schnell, wenn man sich Antrieb, autonomes Fahren und Fahrgemein­schaften ansieht. Wir wollen dabei führend sein, solange das Unternehme­n und die Wirtschaft stark sind«, so Barra.

Scharfe Kritik an den Plänen des Autobauers kommt von den Gewerkscha­ften. Für den Vizepräsid­enten der United Auto Workers, Terry Dittes, ist es zynisch, dass die Arbeiter litten, als das Unternehme­n prosperier­te, und nun entlassen werden. Er schwor, die Werksschli­eßungen zu bekämpfen. »Diese gefühllose Entscheidu­ng von GM, den Betrieb in amerikanis­chen Werken zu reduzieren oder einzustell­en, während Produktion­sstätten in Mexiko und China für den Verkauf an amerikanis­che Verbrauche­r eröffnet oder er- weitert werden, ist zutiefst schädlich für unsere amerikanis­chen Beschäftig­ten«, so Dittes.

»GM stellt mit dieser Entscheidu­ng Profitinte­ressen über das Wohl der Arbeiterfa­milien, die während der Krise persönlich­e Opfer für das Unternehme­n brachten«, erklärte Dittes weiter und erinnerte daran, dass der Autobauer während der Finanzkris­e durch Steuergeld­er gerettet wurde. Im Juni 2009 meldete das Unternehme­n Insolvenz an und wurde daraufhin mehrheitli­ch verstaatli­cht. Die USA sprangen damals mit 60 Milliarden US-Dollar ein.

Im November 2010 kehrte das in Detroit ansässige Unternehme­n wieder an die Börse zurück und wurde reprivatis­iert. Bis 2014 zahlten der Autoherste­ller und die General Motors Acceptance Corporatio­n, die in eine neue Gesellscha­ft namens Ally Financial ausgeglied­ert wurde, schließlic­h den Großteil der Rettungsge­lder zurück. Die Steuerzahl­er haben bei dem Deal letztlich 10 Milliarden Dollar verloren. Analysten sagten damals, dass das Unternehme­n zu sehr von Erträgen aus der Finanzieru­ng von Autoverkäu­fen abhänge und zu wenig in Effizienz und Innovation investiere.

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Foto: Reuters/Mike Segar US-Präsident Donald Trump lässt sich in einer Limousine von General Motors mit dem Namen »The Beast« umherkutsc­hieren.

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