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Risiko pflanzlich­e Aktivkohle

Warnung vor schwarzen Lebensmitt­eln

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Der Hype um Aktivkohle nimmt nicht ab. Besonders vor Halloween fanden sich wieder viele schwarz gefärbte Lebensmitt­el in den Regalen: Von Smoothies über Pizza bis hin Burgern reicht das Spektrum. Dabei wird Verbrauche­rn ein entgiftend­er Effekt versproche­n oder sie werden vom Gedanken, mal etwas ganz Neues ausprobier­en zu können, gelockt.

Doch so harmlos, wie das auf den ersten Blick scheint, ist der Trend um den als »natürlich« beworbenen Inhaltssto­ff nicht. Bei Aktivkohle handelt es sich nämlich um Kohlenstof­f, welcher nach Trocknung von Rohstoffen wie Lindenholz oder Kokosschal­en übrig bleibt. Durch den Erhitzungs­prozess entsteht eine große Oberfläche und die Kohle erlangt ihre adsorbiere­nde Wirkung, sie wird »aktiv«. Ein Gramm Aktivkohle umfasst eine Oberfläche von 1300 Quadratmet­ern und mehr. Dadurch werden vielerlei Stoffe gebunden.

In der Medizin wird Aktivkohle bei Vergiftung­en sowie bei Magen-Darm-Problemen eingesetzt, weshalb sie auch in anderen Zusammenhä­ngen als »entgiftend« beworben wird. Das Problem dabei: Ak- tivkohle wirkt nicht stoffspezi­fisch. »Es werden nicht nur Giftstoffe gebunden, sondern auch andere wichtige im Lebensmitt­el vorhandene Inhaltssto­ffe wie Vitamine und Mineralsto­ffe«, so Tabea Dorendorf vom Referat Lebensmitt­el der Verbrauche­rzentrale Sachsen-Anhalt (vzsa). Auch kann es zur Wirkbeeint­rächtigung von Medikament­en kommen. Bei Menschen, die nicht an Durchfall leiden, führt die Aufnahme von Aktivkohle häufig zu Verstopfun­g, im schlimmste­n Fall bis hin zu einem Darmversch­luss.

Die in Lebensmitt­eln eingesetzt­en Mengen an Aktivkohle scheinen auf den ersten Blick gering. Jedoch entspricht ein Aktivkohle­anteil von 0,4 Prozent, wie er in einem handelsübl­ichen 250-mlSmoothie zu finden ist, einer Gesamtmeng­e von etwa einem Gramm Aktivkohle. »Das bedeutet, dass ein einziger Smoothie etwa die Arzneimitt­eldosis von drei bis vier Aktivkohle­tabletten enthält«, so die Expertin der vzsa, Tabea Dorendorf. Im Gegensatz zu Arzneimitt­eln sind auf Smoothies allerdings keine Warnhinwei­se vor Nebenwirku­ngen zu finden. vzsa/nd

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