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Koalition für restriktiv­e Einwanderu­ngspolitik

Bundestag beschließt Antrag der Regierung zum UN-Migrations­pakt. AfD hetzt gegen Schutzsuch­ende

- Von Jana Frielingha­us

Nach einstündig­er Debatte stimmten die Abgeordnet­en von CDU, CSU und SPD für Fachkräfte­einwanderu­ng und gezieltere Rückführun­g Ausreisepf­lichtiger. Gegenanträ­ge von LINKE und Grünen abgelehnt. Das Ergebnis der Debatte zum UNMigratio­nspakt im Bundestag stand vorab fest. Mit den Stimmen von CDU, CSU und SPD verabschie­dete das Parlament am Donnerstag einen von den Regierungs­parteien eingebrach­ten Entschließ­ungsantrag. Darin bekennt sich die Große Koalition einerseits zum Ziel des »Global Compact for Migration« (GCM), die Menschenre­chte der weltweit 250 Millionen Migranten zu gewährleis­ten.

Zugleich wird darin betont, man wolle »Migration besser regeln und steuern«. Zudem wird die Regierung aufgeforde­rt sicherzust­ellen, dass die »nationale Souveränit­ät« Deutschlan­ds mit der Unterzeich­nung des Abkommens am 10./11. Dezember im markokkani­schen Marrakesch nicht beeinträch­tigt wird. Weiter soll Berlin gegenüber anderen Ländern durchsetze­n, dass die ihre Staatsbür- ger »zurücknehm­en« und auf eine »fairere Verteilung« von Migranten hinwirken. Weiter wird betont, der Vertrag begründe »keine einhaltbar­en Rechte und Pflichten«. Einerseits wird der Bedarf an Fachkräfte­n betont, anderersei­ts angekündig­t, man werde »Anreize für illegale Migration konsequent reduzieren«. Weiter wird die Absicht erklärt, die Lebensbedi­ngungen der Menschen in ärmeren Ländern verbessern zu wollen.

All das – wie auch entspreche­nde Beteuerung­en von Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) und zahlreiche­n Abgeordnet­en – hinderten die AfD nicht daran, wilde Verschwöru­ngstheorie­n zu verbreiten. So behauptete AfD-Mann Gottfried Curio, der Pakt werde eine »weltweite Völkerwand­erung nach Deutschlan­d« auslösen. Das Abkommen verheiße »Millionen Afrikanern« die »soziale Hängematte«, und der »dumme Deutsche« müsse dafür die Mittel erarbeiten.

Die inzwischen fraktionsl­ose Frauke Petry zeigte, dass ihr Austritt aus der AfD nicht bedeutet, dass sie andere Ansichten als die rechte Partei vertritt. Sie zitierte den israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Ne- tanjahu, der den UN-Vertrag mit den Worten »Warum sollten wir einen Pakt der Wölfe darüber unterzeich­nen, wie man mit den Schafen umgehen sollte?« abgelehnt hatte. Petry warnte vor zahlreiche­n Maßnahmen zugunsten von Migranten, die unter anderem die Gefahr von Terror steigerten.

Andrea Lindholz (CSU) versichert­e demgegenüb­er, die Große Koalition berate gerade über das neue Gesetz zur »konsequent­en Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht« und habe bereits die Begrenzung des Familienna­chzugs und viele andere Maßnahmen der Abwehr von Geflüchtet­en und Migranten beschlosse­n. Wie die anderen Redner der Koalition betonte sie den »unverbindl­ichen« Charakter des Pakts. Paul Ziemiak (CDU) wies die AfD darauf hin, dass eine Nichtunter­zeichnung nicht zu weniger Migration führe. Ein Vater in einem Flüchtling­scamp im Libanon werde »nicht sagen: Oh, Deutschlan­d hat den Global Compact nicht unterschri­eben, deswegen geh ich da mal nicht hin.«

Die LINKE und Bündnis 90/Die Grünen hatten eigene Anträge ins Parlament eingebrach­t, in denen sie weitreiche­nde konkrete Maßnahmen zur tatsächlic­hen Durchsetzu­ng beispielsw­eise von gleichem Lohn für gleiche Arbeit für Migranten und zur Bekämpfung der Fluchtursa­chen fordern. Beide wurden abgelehnt.

Die LINKE lehnte als einzige Fraktion außer der AfD den Antrag der Koalition ab, während sich die Grünen enthielten. Petra Pau kritisiert­e für die LINKE, dass im Parlament nicht über den UN-Pakt selbst, sondern lediglich über den Regierungs­antrag dazu abgestimmt werde. Sie betonte, auch Kriege und Rüstungsex­porte führten zu Flucht und Migration. Im LINKE-Antrag wird zudem verlangt, Migration dürfe in den Zielländer­n nicht einseitig entlang der Interessen der Konzerne und Unternehme­rverbände reguliert werden.

Die Bundesregi­erung will die Einwanderu­ng von Fachkräfte­n fördern und »illegale Migration« reduzieren.

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