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Ein Gipfel des Minimalkon­senses

Einigung in letzter Minute: Dürrer Kompromiss beim G20-Treffen in Argentinie­n

- Von Roland Etzel

Nur mühsam konnten die Staatsund Regierungs­chefs der »Gruppe der 20« in Buenos Aires ein Scheitern abwenden. Sie bezeichnen es selbst nur als kleinsten gemeinsame­n Nenner oder Minimalkon­sens, die Teilnehmer des Treffens von Buenos Aires. Dennoch gilt es als Erfolg, dass der G20-Gipfel der wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder nicht gänzlich ohne Abschlussp­apier zu Ende ging. UNGenerals­ekretär António Guterres lobte sogar die mühsam ausgehande­lte gemeinsame Abschlusse­rklärung. Laut dpa sagte er am Sonntag, das Papier unterstütz­e die Agenda 2030 für nachhaltig­e Entwicklun­g, stärke den Kampf gegen den Klimawande­l und erkenne den multilater­alen Ansatz in Handelsfra­gen an.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sprach von »Schwierigk­eiten«, bewertete die Ergebnisse aber dennoch positiv.

»Wir können alle froh sein und uns beglückwün­schen, dass wir wichtige Vereinbaru­ngen erzielt haben«, gab sich der Gastgeber, Argentinie­ns Präsident Mauricio Macri, zufrieden. Doch mussten die Europäer beim Thema Migration eine Niederlage hinnehmen. Anders als vor einem Jahr bestanden die USA darauf, auf inhaltlich­e Aussagen zu verzichten. »Wir verbergen unsere Enttäuschu­ng nicht«, hieß es dazu von EU-Seite. Besonders beim Thema Klima wurde nicht mehr geschafft, als die divergiere­nden Ansichten zwischen Westeuropa einerseits und China sowie den USA anderersei­ts festzuschr­eiben.

Im Kampf gegen »wettbewerb­sverzerren­de Subvention­en« und Produktpir­aterie wollen die G20 außerdem eine »Neuaufstel­lung« der Welthandel­sorganisat­ion vorantreib­en.

Auf der Habenseite des Treffens steht, dass US-Präsident Donald Trump und sein chinesisch­er Amtskolleg­e Xi Jinping sich am Rande des Gipfels darauf verständig­ten, vorerst auf eine neue Runde an gegenseiti­gen Zöllen zu ver- zichten. Allerdings ist der Grundkonfl­ikt nicht gelöst, eine erneute Verschärfu­ng lediglich vertagt. Kommt China den USA in einer Frist von 90 Tagen nicht ausreichen­d entgegen, heißt es, wollen die USA den Handelskri­eg wieder aufnehmen.

Die LINKE hat die geplante Übergabe des G20-Vorsitzes an Saudi-Arabien Ende nächsten Jahres kritisiert. »Der islamistis­chen Kopf-ab-Diktatur SaudiArabi­en den G20-Vorsitz zu überlassen, bedeutet, dieses Format endgültig zu diskrediti­eren«, sagte Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t am Sonntag gegenüber dpa. Das saudische Königshaus wurde von ihr als »MörderRegi­me« bezeichnet.

Die Grünen sehen die G20 trotz der vorläufige­n Entspannun­g im Streit um neue Strafzölle und der Einigung auf Maßnahmen wie den Kampf gegen Steuerverm­eidung in einer tiefen strukturel­len Krise. »Der Gipfel von Buenos Aires legt die Schwäche der G20 schonungsl­os offen«, sagte der Grünenpoli­tiker Jürgen Trittin am Sonntag.

Die Organisati­on Germanwatc­h wertete es dagegen schon als wichtiges positives Signal, dass keine weiteren Staaten aus den internatio­nalen Vereinbaru­ngen zum Klima ausgescher­t sind.

»Der Gipfel von Buenos Aires legt die Schwäche der G20 schonungsl­os offen.« Jürgen Trittin, Grüne

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