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Lichter zünden gegen den Hass

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Es ist widerlich und zutiefst beschämend: In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden in Oberschönw­eide an 21 Schaufenst­erscheiben und Häuserfass­aden in zwei Straßenzüg­en antisemiti­sche Hetzparole­n geschmiert. Der oder die Täter haben sich einmal so richtig ausgetobt und ihrem Hass auf Juden freien Lauf gelassen.

Es sind Straftaten wie diese, die deutlich machen, dass auch 80 Jahre nach den schrecklic­hen Ereignisse­n der Reichspogr­omnacht Antisemiti­smus kein Thema der Vergangenh­eit ist. Antisemiti­smus hat es in Deutschlan­d nach dem Zweiten Weltkrieg immer gegeben. Seit einigen Jahren tritt er aber immer offensiver und aggressive­r auf. Sei es im Internet, wo ein jeder seinen Hass ungefilter­t rausposaun­en kann und Foren schnell Unterstütz­er findet, oder eben auf der Straße in Form von Schmierere­ien oder tätlichen Übergriffe­n.

Die Antisemite­n zeigen sich dabei äußerst flexibel. Galt früher plump »der Jude« als der Feind unter den Nationen, ist es heute zumeist Israel, der jüdische Staat, der als Aussätzige­r unter den Staaten diskrediti­ert wird. Um es an dieser Stelle noch mal in aller Deutlichke­it zu sagen: Jeder kann die konkrete Politik der israelisch­en Regierung kritisiere­n. Wer aber doppelte Standards an die Kritik setzt, Israel als »Apartheids­staat« verunglimp­ft, zum Produktboy­kott aufruft oder aus welchem Grund auch immer die Existenz des Staates infrage stellt, ist ein Antisemit.

Die Hetze im Netz, die Anfeindung­en auf der Straße, die Angriffe auf Israel: Alles zusammenge­nommen sorgt für ein Klima des Hasses, das die jüdischen Gemeinden besorgt. Das erste Licht der Channukia, das seit Sonntagabe­nd wieder vor dem Brandenbur­ger Tor gemeinsam mit dem Christbaum den Pariser Platz erleuchtet, ist deshalb ein ganz wichtiges Zeichen. Es symbolisie­rt den Triumph des Lichtes über die Dunkelheit. Es macht Mut und zeigt, dass der Hass niemals siegen wird.

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Foto: nd/Anja Märtin Jérôme Lombard freut sich über das Licht der Channukia

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