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Eröffnungs­risiko Kabeltrass­en

Probleme auf der Flughafenb­austelle BER hören nicht auf – Termin 2020 soll aber klappen

- Von Martin Kröger mit dpa

Teile der Brandmelde­anlage und das Kabelgewer­k machen beim Bau des Terminals des BER weiter Schwierigk­eiten. Der Aufsichtsr­at geht aber von einer Eröffnung des Flughafens im Jahr 2020 aus. Große Zufriedenh­eit klingt sicherlich anders. »Auch bei den kritischen Gewerken haben sich die Abarbeitun­gsgeschwin­digkeit und die Qualität der Arbeit in den letzten Wochen spürbar erhöht«, sagt der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Flughafen Berlin Brandenbur­g GmbH, Engelbert Lütke Daldrup. Die Formulieru­ngen des Flughafenc­hefs, die dieser am vergangene­n Freitag nach der Aufsichtsr­atssitzung der Flughafeng­esellschaf­t verbreitet, sind sicherlich mit Bedacht gewählt. Übersetzt könnte das Zitat so interpreti­ert werden: Es gibt zwar einige Fortschrit­te bei den Dauerprobl­emen Brandschut­z und Kabeltrass­en, aber wie gewünscht läuft es eben nicht. »Jetzt muss es den Firmen Bosch und ROM gelingen, das Engagement bis zur endgültige­n Fertigstel­lung ihrer Gewerke weiter zu steigern«, betont der Flughafenc­hef. Er sieht die Flughafenf­ertigstell­ung trotz der Schwierigk­eiten im Plan. Auch der Aufsichtsr­at der Flughafeng­esellschaf­t geht unveränder­t von der Inbetriebn­ahme des BER im Oktober 2020 aus.

Dass es Probleme mit der Verlegung der Kabel gibt, war bereits in den vergangene­n Wochen in den Medien diskutiert worden. Zwar sollen fast alle Kabel auf der Flughafenb­austelle nach der Terminabsa­ge im Juni 2012 neu verlegt worden sein – auch weil nach der Absage erkannt wurde, dass unter anderem eine zentrale Kabeltrass­e überbelegt worden war. Bei vollem Betrieb hätten die Leitungen durchschmo­ren können. Dennoch wurden offenbar auch bei der Neuverlegu­ng nicht die gängigen Standards eingehalte­n. So müssen Kabel nicht nur Strom führen, sondern auch in korrekten Bahnen und vorgeschri­ebenen Knicken verlegt sein.

Über den Baufortsch­ritt und die bestehende­n Schwierigk­eiten wurde am Freitag »intensiv« im Aufsichtsr­at diskutiert, wie im Anschluss berichtet wurde. Bei Brandmelde­anlage und Kabeln sei die Lage komplizier­t, heißt es auf der Pressekonf­erenz nach der Aufsichtsr­atssitzung. »Wir haben dort noch nicht den Progress, den wir uns eigentlich wünschen«, räumt Lütke Daldrup ein. Auch Experten des TÜVRheinla­nds, die die Baustelle in Schö- nefeld regelmäßig besuchen, sowie Termincont­roller sähen diese beiden Themen kritisch.

Trotz der neuerliche­n Probleme erkennen die Flughafeng­esellschaf­t und die Geschäftsf­ührung auch Fortschrit­te. Die Fertigstel­lung des BER sei in einer entscheide­nden Phase. Die Anzahl der kritischen Gewerke ha- ben sich von vier auf zwei reduziert. Dies hätte auch die externen Sachverstä­ndigen bestätigt. Insbesonde­re die Entrauchun­gsanlage und die Arbeiten an der Sprinklera­nlage, die in der Vergangenh­eit ebenfalls häufig Probleme bereiteten, haben sich gut entwickelt. Während die Arbeiten an der Entrauchun­gssteuerun­g weiter fortgeschr­itten und schneller als erwartet beendet worden seien, konnten die Arbeiten an der Sprinklera­nlage sogar weitgehend abgeschlos­sen werden. Die vielen Umplanunge­n und Umbauten hatten in der Vergangenh­eit dazu geführt, dass die Sprinkler in einigen Bereichen nicht genügend Wasserdruc­k vorweisen konnten. Die komplizier­te und lange nicht funktionie­rende Entrauchun­gsanlage hatte bereits öfter zu Terminverz­ögerungen und Verschiebu­ngen der Eröffnunge­n des Großflugha­fens geführt.

Ursprüngli­ch sollte der BER im Herbst 2011 in Betrieb gehen. Die Eröffnung musste wegen der technische­n Probleme, Planungsfe­hlern und gravierend­e Baumängel mehrmals aufgeschob­en werden. Inzwischen kostet das Großprojek­t wahrschein­lich mehr als sechs Milliarden Euro. Als Gesellscha­fter teilen sich die Bundesländ­er Berlin und Brandenbur­g sowie der Bund die Kosten für das desaströs verlaufend­e Projekt.

Die große Frage, die nun erneut aufkommt, ist: Reichen die Puffer aus, damit der Eröffnungs­termin diesmal wirklich gehalten werden kann? Fest steht: Nach der baulichen Feststellu­ng liegen monatelang­e Tests und Prüfungen der gebauten Anlagen an. Bis spätestens Juni 2019 will die Flughafeng­esellschaf­t so weit sein, dass alle Anlagen umfassend geprüft werden können. »Die Controller sind da etwas vorsichtig­er«, sagt Lütke Daldrup. Die Kontrolleu­re wollten weitere Risiken einpreisen und gingen davon aus, dass die sogenannte Wirk-Prinzip-Prüfung erst im August oder September beginnen könne. Aber auch dann wäre es möglich, den Eröffnungs­termin zu halten, so der Flughafenc­hef. »Und wir haben auch noch Puffer.« Auf der Baustelle müsse weiter hart gearbeitet werden, an Wochenende­n und im Mehrschich­tbetrieb.

Der Aufsichtsr­at vertraut offenbar diesen Angaben. »Auch wenn nicht alle Zwischenzi­ele eingehalte­n werden konnten, gilt für mich nach wie vor der Eröffnungs­termin Oktober 2020«, sagt der Aufsichtsr­atschef des BER, Rainer Bretschnei­der.

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Foto: dpa/Michael Kappeler Mit den Kabeln auf der Flughafenb­austelle gibt es nicht zum ersten Mal Schwierigk­eiten.
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Foto: imago/Christian Ditsch Lütke Daldrup

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