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Rot-Rot-Grün schießt 1,2 Milliarden Euro nach

Über Nachtragsh­aushalt 2018/2019 sollen zusätzlich­e Schwerpunk­te des Mitte-links-Bündnisses finanziert werden

- Von Martin Kröger

Die sprudelnde­n Einnahmen machen es möglich: Rot-Rot-Grün nimmt viel Geld in die Hand, um Projekte zu finanziere­n, die das Leben der Bürger schnell und spürbar verbessern sollen. Rot-Rot-Grün schwimmt nach eigenen Angaben im Geld. Weil sich die Einnahmen viel besser entwickeln als prognostiz­iert, will das Mitte-linksBündn­is noch in diesem Jahr einen Nachtragsh­aushalt für die Jahre 2018/2019 auflegen. Der Entwurf von Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) dazu liegt – wie berichtet – seit Anfang November vor. Nun haben sich am vergangene­n Wochenende die Haushaltse­xperten der Regierungs­fraktionen das ganze Wochenende zurückgezo­gen, um den Senatsentw­urf noch einmal zu überarbeit­en. Am Schluss der Sitzung kamen auch die Fraktionsv­orsitzende­n zu den Gesprächen dazu, die offenbar erstaunlic­h einträchti­g verliefen. Als Haushaltsg­eber will das Abgeordnet­enhaus Mitte Dezember den Nachtragsh­aushalt verabschie­den. Vorher beschäftig­t sich das Parlament im Hauptaussc­huss mit dem Thema.

Das Ergebnis der Wochenends­itzung kann sich unterdesse­n sehen lassen: Zu den bereits vom Finanzsena­tor festgelegt­en Mitteln von mehr als 800 Millionen Euro für die beiden Jahre 2018 und 2019 will die Koalition noch einmal ordentlich mehr Geld draufsatte­ln. Insgesamt soll der Nachtragsh­aushalt am Ende mehr als 1,2 Milliarden Euro betragen.

»Wir wollen unsere Vision einer bezahlbare­n Stadt für alle weiterentw­ickeln«, sagte der Fraktionsc­hef der SPD, Raed Saleh, am Montag bei der Präsentati­on der Verhandlun­gsergebnis­se. Grundsätzl­ich gehe es der Koalition darum, die Berliner finan-

Carola Bluhm, LINKE-Fraktionsv­orsitzende

ziell zu entlasten und Gebühren abzuschaff­en. Zwei Projekte hob der SPD-Fraktionsc­hef besonders hervor: Zum einen soll ab dem Schuljahr 2019/2020 das Essensgeld für Grundschül­er abgeschaff­t werden, zum anderen soll das Schülertic­ket für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr für alle Schüler kostenlos werden. Wegen der Vorgaben des Stabilität­spaktes zwischen den Ländern und dem Bund ist Berlin dazu verpflicht­et, zwischen immer wiederkehr­enden konsumtive­n Ausgaben für Personal etwa, Investitio­nen und Rücklagen eine Balance zu halten. »Deshalb haben wir stärker den Fokus darauf gelegt, Rücklagen zu bilden«, sagt der Fraktionsv­orsitzende der LINKEN, Udo Wolf. Für den Bereich der Digitalisi­erung beispielsw­eise sollen mehr als 300 Millionen Euro zurückgele­gt werden. Rücklagen schaffen Spielräume, da die Senatsverw­altungen das Geld in Zukunft nicht mehr erwirtscha­ften müssen, so Wolf.

Zusätzlich­es Geld nimmt Rot-RotGrün darüber hinaus in die Hand, um noch mehr Häuser und Grundstück­e zu kaufen. Der sogenannte Ankaufsfon­d, der bereits mit 150 Millionen Euro ausgestatt­et war, wird noch mal um 50 Millionen Euro aufgestock­t. Mit dem Geld konnten nach Koalitions­angaben bereits 2500 Wohnungen über Vorkäufe in kommunalen Besitz überführt werden. »Wir kaufen die Stadt zurück – wann, wenn nicht jetzt?«, sagte LINKEN-Fraktionsc­hefin Carola Bluhm.

Für die Grünen war in den Verhandlun­gen zum Nachtragsh­aushalt wichtig, dass mit dem Geld Projekte finanziert werden, die Berlin voranbring­en, aber auch weiter Schulden getilgt werden. »Es müssen Projekte sein, die einen sofortigen Effekt bei den Menschen haben«, sagte Antje Kapek, die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Parlament. Neben dem Rückkauf geht es den Grünen darum, die Stadt sicherer und grüner zu machen. Unter anderem sollen Spielplätz­e und Parks sauberer werden. Auch dafür sind Gelder im Nachtragsh­aushalt vorgesehen. Und für die Schuldenti­lgung dürfte am Ende auch noch eine zusätzlich­e Milliarde Euro übrig sein.

»Wir kaufen die Stadt zurück – wann, wenn nicht jetzt?

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