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Straße von Kertsch wieder geöffnet

Doch Russland und Ukraine gießen weiter Öl ins Feuer

- Von Felix Jaitner

Nach der Eskalation zwischen Russland und der Ukraine im Schwarzen Meer können Schiffe die Meerenge von Kertsch wieder passieren. Dies bestätigte der ukrainisch­e Verkehrsmi­nister Wladimir Omeljan am Dienstag in Kiew: »Die Häfen von Mariupol und Berdjansk sind teilweise wieder freigegebe­n.« Damit kommt die russische Regierung auch Forderunge­n der westlichen Staaten entgegen. Zuletzt hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel während ihres Gesprächs mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires gefordert, der freie Schiffsver­kehr durch das Asowsche Meer müsse erhalten bleiben.

Dessen ungeachtet setzen beide Konfliktpa­rteien das Säbelrasse­ln fort. Nach Angaben des Radiosende­rs »Echo Moskwy« plant die russische Schwarzmee­rflotte ab Dienstag ein mehrtägige­s Manöver in der Straße von Kertsch. Putin bezeichnet­e am Samstag die ukrainisch­e Regierung als »Kriegspart­ei«. Der Konflikt biete der Regierung die Möglichkei­t, vom eigenen ökonomisch­en Versagen abzulenken. »Die jetzige Führung der Ukraine«, so der russische Präsident, »ist nicht an einer Lösung der Situation interessie­rt, schon gar nicht mit friedliche­n Mitteln.« Sein ukrainisch­er Amtskolleg­e Petro Poroschenk­o appelliert­e am Dienstag an das Parlament, den Gesetzentw­urf zur Beendigung des Vertrags über die Freundscha­ft, Zusammenar­beit und Partnersch­aft der Ukraine mit Russland zu unterstütz­en. Die ukrainisch­e Regierung hatte bereits im September entschiede­n, den Vertrag nach 20 Jahren nicht zu verlängern. Der Vertrag bildete die Grundlage für die strategisc­he Partnersch­aft und wirtschaft­liche Zusammenar­beit beider Länder. Die gegenseiti­ge Anerkennun­g der Grenzen und die Nutzung des Asowschen Meeres nahmen ebenfalls auf den Freundscha­ftsvertrag Bezug. Derweil geht auch der Konflikt um die Abspaltung der ukrainisch-orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarcha­t weiter. Am Montag durchsucht­en ukrainisch­e Sicherheit­skräfte drei Kirchen, die weiterhin loyal zur russisch-orthodoxen Kirche stehen. Darüber hinaus führten Polizei und Geheimdien­ste gezielte Razzien bei Priestern durch.

Wie festgefahr­en die Situation ist, verdeutlic­ht der gescheiter­te deutsche Vorstoß zur Beilegung des Konflikts. Auf die Idee einer deutsch-französisc­hen Vermittlun­g im Rahmen des NormandieF­ormats entgegnete der russische Regierungs­sprecher Dmitrij Peskow, der Ort des Zwischenfa­lls gehöre kaum zum Geltungsbe­reich der Minsker Vereinbaru­ngen.

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