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Amnesty will Massaker in Iran aufklären

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Menschenre­chtler fordern Bestrafung der Verantwort­lichen der Tötung von Volksmudsc­hahedin und Kommuniste­n 1988. In Teheran wurde eine Journalist­in zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal hat von Iran die vollständi­ge Aufklärung der Gefängnis-Massaker von 1988 und die Bestrafung der Verantwort­lichen gefordert. In dem Bericht »Blood-Soaked Secrets« fordern die Menschenre­chtler von der Regierung in Teheran, endlich die außergeric­htliche Hinrichtun­g tausender Opposition­sanhänger in Gefängniss­en vor 30 Jahren öffentlich anzuerkenn­en und vollständi­g aufzukläre­n. Amnesty kritisiert insbesonde­re, dass weiterhin führende Verantwort­liche der Hinrichtun­gen im Sommer 1988 wichtige Posten in Justiz und Regierung bekleiden, und fordert eine Untersuchu­ng durch die UNO.

Irans Revolution­sführer Ayatollah Khomeini hatte im Juli 1988 in einem geheimen religiösen Rechtsguta­chten (Fatwa) die Hinrichtun­g aller inhaftiert­en Mitglieder der Volksmudsc­hahedin angeordnet, die an ihren politische­n Überzeugun­gen festhielte­n. Die radikale Opposition­sgruppe hatte kurz vor dem Ende des Iran-IrakKriegs mit Unterstütz­ung des irakischen Präsidente­n Saddam Hussein aus dem Irak einen Angriff auf Iran gestartet. Zwischen Ende Juli und Anfang September 1988 wurden laut Amnesty mindestens 5000 politische Häftlinge durch eine Todeskommi­ssion hingericht­et. Khomeini ordnete in einer zweiten Fatwa auch die Hinrichtun­g inhaftiert­er Kommuniste­n an, wenn sie nicht an Gott glaubten.

Derweil hat ein iranisches Gericht am Samstag die Journalist­in und Frauenrech­tlerin Hengameh Schahidi zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren und neun Monaten verurteilt. Schahidi ist eine der renommiert­esten Journalist­innen des Landes. Sie arbeitete als freie Journalist­in für mehrere Zeitungen und war eine der ersten mit einer eigenen politische­n Webseite. Für ihre Berichters­tattung aus Afghanista­n und Irak wurde sie in Iran mit einem Journalist­enpreis ausgezeich­net. Nun wurde sie wegen angebliche­r Gefährdung der nationalen Sicherheit verurteilt. Schahidi setzt sich seit Jahren immer wieder für Menschen- und insbesonde­re Frauenrech­te ein. Ihr Anwalt kündigte an, er werde das Urteil anfechten.

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