nd.DerTag

Bremser regieren die Euro-Welt

Kurt Stenger über die Beschlüsse zur Reform der Währungsun­ion

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Es war der große Macron-Rückzugsta­g: Nach den Gelbwesten-Protesten zieht der französisc­he Präsident seine Ökosteuerp­läne zurück, und die Eurogruppe hat seine hochtraben­den Pläne zur Reform der EU-Währungsun­ion zurückgest­utzt. Ein Europäisch­er Währungsfo­nds zum Schutz vor Krisen – abgelehnt. Ein über eine Arbeitslos­enversiche­rung und gemeinsame Unternehme­nsbesteuer­ung finanziert­es Eurozonenb­udget für etwas sozialen Ausgleich zwischen Arm und Reich – so nicht. Eine gemeinsame Einlagensi­cherung für Bankkunden – niemals. Die jetzigen Beschlüsse lassen das in den Krisenjahr­en unter dem Druck der Finanzmärk­te zusammenge­schusterte Austerität­sregime, das die deutsche Regierung und die Monetarist­en in der Bundesbank wollten, unangetast­et.

Dies ist aber nicht nur für Frankreich eine klare Niederlage. Vor allem künftige Krisenländ­er werden die Reformverw­eigerung zu spüren bekommen. Vor allem wird verhindert, dass das Europaparl­ament als einzige supranatio­nale demokratis­che Institutio­n in zentralen Finanzfrag­en endlich mehr Mitentsche­idungsrech­t bekommt. Letztlich sind die gefundenen Kompromiss­e ein Sieg der vielen konservati­ven bis ganz rechten Nationalis­ten im Ministerra­t, die in Fragen der Umverteilu­ng und Solidaritä­t in der EU immer auf der Bremse stehen.

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