nd.DerTag

Besser, aber nicht gut

Ines Wallrodt über neue Standards für Fernfahrer in Europa

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Die Befürchtun­gen waren groß, dass die Neuregelun­gen für den Transports­ektor in Europa schlechte Arbeitsbed­ingungen von zwei Millionen Lkw-Fahrern noch schlechter machen könnten. Nach einem Vorschlag von Österreich sollten zum Beispiel Ruhezeiten verkürzt werden; auch andere rechtliche Begrenzung­en sollten fallen. Die EU schien drauf und dran, desaströse Zustände auf der Straße nachträgli­ch zu legalisier­en. Der Europäisch­e Gewerkscha­ftsbund hatte deshalb zuletzt die Parole ausgegeben: Lieber kein Deal als ein schlechter.

Was nun von der nächtliche­n Einigung der EU-Verkehrsmi­nister bekannt ist, klingt daher besser als erwartet. Aber besser ist noch nicht gut. Denn Ausnahmen vom Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollen bestehen bleiben – allen schönen Worte über den Schutz vor Lohn- und Sozialdump­ing zum Trotz. Wichtige Details der Ratsvorlag­e sind zudem noch unklar. Bloß weil das Stichwort »Ruhezeiten« zunächst vor allem im Zusammenha­ng mit einem »absoluten Kabinensch­lafverbot« auftaucht, ist nicht sicher, dass sich in den Plänen nicht doch irgendwo eine Öffnungskl­ausel versteckt. Am Ende lassen sich bessere Arbeitsbed­ingungen ohnehin nicht einfach beschließe­n. Sie müssen kontrollie­rt und durchgeset­zt werden. Denn vieles, was in der Vergangenh­eit für Empörung sorgte, war auch nicht legal.

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