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Investor ausgebrems­t

Senat beschließt neues Planungsre­cht für den Checkpoint Charlie

- Von Jérôme Lombard

Der Checkpoint Charlie ist für Berlin historisch bedeutend. Der Investor Trockland will auf dem Areal bauen, doch zwielichti­ge Hintergrün­de beim Finanzkapi­tal des Unternehme­ns sorgen für Kritik. Im Konflikt um die Bebauung am Checkpoint Charlie hat der Senat seinen Kurs geändert. Am Dienstag stellte Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) im Roten Rathaus ein überarbeit­etes Planungsre­cht vor, auf das sich der Senat zuvor in seiner Sitzung verständig­t hatte.

Demnach soll die kommerziel­l nutzbare Fläche auf dem historisch­en Areal in Kreuzberg um fast ein Viertel verkleiner­t werden. Statt wie bisher 23 000 sollen nur noch 17 000 Quadratmet­er wirtschaft­lich genutzt werden dürfen. Zudem soll es ein Museum über den Kalten Krieg geben, das »den Denkmalsch­utz an diesem zeitgeschi­chtlich bedeutsame­n Ort wahrt«, wie Senatorin Lompscher sagte. Dies bedeutet, dass das bisher auf dem historisch besonders bedeutsame­n östlichen Grundstück geplante Museum auf die andere Straßensei­te rücken muss. Auch eine alltagstau­gliche Nutzungsmi­schung mit Wohnungen und Gewerbe soll ermöglicht werden.

»Der Senat hat sich noch einmal intensiv mit der den Planungszi­elen für den Checkpoint Charlie auseinande­rgesetzt«, erläuterte Lompscher, »daraus haben sich einige Änderungen ergeben.«

Bereits im Vorfeld der Senatssitz­ung am Dienstag hatten sich Politiker der rot-rot-grünen Koalition kritisch über die Bebauungsp­läne des Investors Trockland geäußert. Das Unternehme­n will am Checkpoint Charlie ein Hotel, Büros und Wohnungen errichten. Nachdem der In-

Michael Müller (SPD), Regierende­r Bürgermeis­ter

vestor die Grundschul­d mehrerer Flächen am einstigen Grenzüberg­ang zwischen West- und Ostberlin übernommen hatte, hatte der Senat eine Absichtser­klärung mit Trockland unterzeich­net.

Doch Medienberi­chte über die Hintergrün­de von Trockland und die Quellen des Finanzkapi­tals des Unternehme­ns hatten in der vergangene­n Woche für Wirbel gesorgt. Nach Recherchen des »Tagesspieg­el« sollen Familienmi­tglieder des ehemaligen turkmenisc­hen Diktators Saparmyrat Nyýazow Minderheit­sbeteiligu­ngen an dem Unternehme­n halten. Gelder sollen teilweise in Steueroase­n deponiert worden sein.

»Ich bin natürlich überrascht, weil wir schon drei Jahre mit dem Berliner Senat sehr eng zusammenar­beiten«, sagte Trockland-Geschäftsf­ührer Heskel Nathaniel dem rbb-Inforadio am Dienstag. Er wollte sich noch nicht abschließe­nd dazu äußern, ob sein Unternehme­n trotz der veränderte­n Lage an dem Projekt festhalten wird.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michel Müller (SPD) sagte, dass man das Gespräch mit dem Investor suchen werde. »Wir werden auf der Grundlage der neuen Beschlüsse mit Trockland reden«, sagte Müller. »Die geschlosse­ne Absichtser­klärung ist rechtlich nicht hinfällig geworden.«

Müller dementiert­e nicht, dass die Recherchen über Trockland zu der Kehrtwende im Planungsre­cht geführt haben. »Wir sind vorsichtig und sensibel, mit wem wir hier Geschäfte machen«, so der Regierende. Das Land Berlin hat bei den Flächen um den Checkpoint Charlie das Vorkaufsre­cht. Ob man das nach einem möglichen Ausstieg von Trockland auch nutzen will, wollte Müller nicht sagen. »Sollte diese Situation eintreten, wird der Senat schauen, ob es sinnvolle Optionen gibt.«

»Wir sind vorsichtig und sensibel, mit wem wir hier Geschäfte machen.«

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Foto: imago/Dean Pictures Der Checkpoint Charlie gehört zu den historisch bedeutends­ten Orten in der Hauptstadt.

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