Turbulenzen um private Uni in Bremen
Einrichtung verschlingt staatliche Millionen
Das Zauberwort »Medizinstudiengang« macht die Runde im kleinsten Bundesland und lässt die Augen mancher Politiker leuchten. Der Grund: die private Jacobs University (JUB) Bremen möchte künftig auch Ärzte ausbilden. Das weckt Erwartungen, zum Beispiel bei der zuständigen Gesundheitsund Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD).
Bislang gibt es an der JUB lediglich die Möglichkeit, einen einjährigen Vorkurs für ein Medizinstudium zu absolvieren. In den Plänen des Unimanagements sieht Quante-Brandt die Chance, dem auch in Bremen spürbaren Ärztemangel etwas entgegenzusetzen. Die Kassenärztliche Vereinigung äußerte sich ähnlich. Andere hoffen auf einen Prestigegewinn nach dem Motto, eine anständige Groß-
Diejenigen, die meinen, so etwas könne sich Bremen nicht leisten, weil eine medizinische Fakultät besonders teuer sei, gelten als Störer.
stadt müsse auch eine medizinische Fakultät haben. So bot sich die staatliche Uni Bremen sogleich als Kooperationspartnerin an.
Diejenigen, die meinen, so etwas könne sich die Stadt wegen ihrer enormen Verschuldung nicht leisten, weil der Unterhalt einer medizinischen Fakultät besonders teuer, gelten den Befürwortern als Störer. Oder ihnen wird ein Mangel an visionärer Vorstellungskraft unterstellt.
Doch die Sache läuft für die Begeisterten schlecht. Denn die JUB wird seit Jahren mit staatlichen Mitteln gepäppelt. Und der rotgrünen Koalition macht ein Wortbruch vom Sommer in Sachen Privathochschule politisch zu schaffen. Entgegen vorheriger Versprechen hat hat sie der JUB noch einmal einen finanziellen Nachschlag zugesagt.
Nach Angaben von Miriam Strunge, hochschulpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft, summieren sich die Zuschüsse mittlerweile auf 200 Millionen Euro. Und selbstverständlich wäre das hoch verschuldete Zwei-StädteBundesland auch beim angedachten Medizinstudiengangsmodell wieder finanziell mit im Boot.
Zudem gibt es auch jenseits der zu erwartenden Kosten für den Steuerzahler Probleme. Kürzlich wurde bekannt, dass die JUB bei einem Qualitätscheck durchgefallen ist. Die Hochschule hatte bereits Anfang 2017 beim Akkreditierungsrat, einer von den Bundesländern gemeinsam unterhaltenen Stiftung, eine sogenannte Systemakkreditierung beantragt.
Der »Weser-Kurier« hatte Mitte November berichtet, dass die JUB das Gütesiegel nicht bekommt. Die mit der Evaluierung befasste Gutachtergruppe habe schon im Oktober eine Negativempfehlung »mündlich angekündigt«, bestätigte ein Sprecher der JUB am 26. November gegenüber der »taz«. Für die Vorsitzende der Linksfraktion, Kristina Vogt, ist das Urteil der Fachleute ein Hinweis darauf, dass an der Privatuni »Mindeststandards nicht eingehalten« werden. Für Absolventen könnte das ihrer Ansicht nach die Jobchancen verschlechtern, da in Teilen des öffentlichen Dienstes, aber auch in etlichen Unternehmen nur Bewerber aus akkreditierten Studiengängen akzeptiert werden.
An der JUB wird nun überlegt, alle Studiengänge einzeln von Externen überprüfen und akkreditieren zu lassen. Das würde sehr viel Zeit und Geld kosten.