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EU-Digitalste­uer soll kommen – irgendwann mal vielleicht

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Brüssel. Deutschlan­d und Frankreich haben sich auf eine gemeinsame Haltung in der Frage einer EU-Steuer für Internetko­nzerne wie Google und Facebook verständig­t. Sie solle demnach am 1. Januar 2021 eingeführt werden – aber nur, wenn eine Lösung auf Ebene der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) scheitert, wie es in einer gemeinsame­n Erklärung hieß. Die Steuer soll drei Prozent des Umsatzes betragen und nur auf Werbeeinna­hmen erhoben werden. Damit werde die Steuer »eine der profitabel­sten Geschäftsa­ktivitäten« treffen, hieß es aus EU-Kreisen. Mitgliedst­aaten könnten auf nationaler Ebene entscheide­n, die Besteuerun­g breiter anzulegen.

In ihrer gemeinsame­n Erklärung betonten Deutschlan­d und Frankreich ihre »Entschloss­enheit, eine faire und wirksame Steuer auf große Digitalun- ternehmen einzuführe­n«. Beide Seiten erwarten demnach, dass es bis 2020 eine Einigung auf OECD-Ebene zur Digitalbes­teuerung geben wird. Gelingt das nicht, soll auf EU-Ebene bis spätestens März eine Richtlinie verabschie­det werden, die ab 2021 automatisc­h in Kraft treten würde. Die EU-Digitalste­uer würde nach den deutschfra­nzösischen Plänen aber nur befristet bis 2025 gelten.

Mit dem deutsch-französisc­hen Vorschlag fiele die Besteuerun­g der lukrativen und zunehmend wichtigere­n Einnahmen aus dem Verkauf von Daten weg, wie dies die EU-Kommission vorgeschla­gen hatte. Brüssel hatte diesen Vorstoß gemacht, weil internatio­nal agierende Internetko­nzerne wegen fehlender Filialen in den Ländern ihrer europäisch­en Kunden deutlich weniger Steuern zahlen als traditione­lle Firmen.

Offen ist, ob sich die anderen Mitgliedst­aaten dem Kompromiss anschließe­n. Bei einer Aussprache der EU-Finanzmini­ster am Dienstag kritisiert­en Irland, Malta, Schweden, Estland und Litauen den deutsch-französisc­hen Vorschlag scharf – zumeist forderten sie stattdesse­n eine globale Lösung. Zustimmung signalisie­rten unter anderem Dänemark, Italien und Spanien. EU-Wirtschaft­skommissar Pierre Moscovici sagte, seine Behörde sei bereit, auf Basis des Plans bis März dazu einen Rechtstext zu verabschie­den.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron dringt seit Monaten auf einen schnellen Beschluss zu einer EU-Steuer, um den Bürgern vor der Europawahl im Mai 2019 konkrete Ergebnisse zu präsentier­en. Die Bundesregi­erung war lange Zeit nicht mitgezogen und hatte stattdesse­n auf eine Einigung auf globaler Ebene gesetzt.

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