Geldanlage mit gutem Gewissen
Nachhaltigkeit
Abertausende Anleger sind in den vergangenen Jahren auf »grüne« Versprechungen hereingefallen und haben dafür deftige finanzielle Verluste hinnehmen müssen. Doch das muss nicht sein.
Von Hermannus Pfeiffer
Nicht jeder mag sein Geld in Aktien von Konzernen oder in übliche Aktienindizes (ETF) anlegen. Eine Alternative bieten »Geldanlagen mit guten Gewissen«. Aber auch das kann schiefgehen. Verbraucher, die in riskante Anlageformen wie geschlossene Fonds, Direktinvestments oder Nachrangdarlehen investieren, müssen auch in der »grünen« Branche mit dem Verlust ihrer Investition rechnen.
Insolvenz – Geldanlage perdu Laut einer Erhebung der Verbraucherzentrale Hamburg haben in den Jahren 2012 bis Anfang 2018 über 50 Anbieter von angeblich umweltfreundlichen Anlagemöglichkeiten Insolvenz angemeldet. Mehrere Milliarden Euro Anlagevermögen sind da- nach von der wirtschaftlichen Schieflage der »grünen« Projekte betroffen.
Nur von wenigen, prominenten Fällen wie Solarworld, Prokon oder German Pellets erfuhr eine breitere Öffentlichkeit davon. Die meisten Pleiten werden kaum oder gar nicht publik. Die meisten insolventen Firmen kommen aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Wald- und Holzwirtschaft sowie Ressourcenschutz. »Unsere Stichprobe zeigt vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Das wahre Ausmaß des Schadens bleibt im Verborgenen«, sagt Denise Hildebrand von der Verbraucherzentrale Hamburg. »Wir konnten nur einen Teil der verlorenen Investitionen beziffern, so dass die tatsächliche Anzahl der betroffenen Anleger und deren finanzieller Schaden erheblich höher sein dürften.«
Geldanlagen des sogenannten Grauen Kapitalmarkts wie geschlossene Fonds, Direktinvestments oder Nachrangdarlehen bergen Risiken, die Verbraucher negativ überraschen können. Doch gerade »grüne« In- vestments werden häufig in Form solcher Geldanlagen angeboten und sind dann sogar besonders riskant. Gerät eine derartige Investition in Baumplantagen, Windparks oder Photovoltaik ins Straucheln, droht den Anlegern der Totalverlust ihres Geldes!
»Doch das Risiko spielt bei der Vermarktung dieser Art Investments meist eine untergeordnete Rolle«, kritisiert die Finanzexpertin Hildebrand. Die Anbieter versprächen häufig satte Renditen und etwas Gutes für die Umwelt zu tun. »Kein Wunder, dass Tausende Anleger in den letzten Jahren auf die Versprechen hereinfielen.«
Eine Liste mit mehr als 50 Unternehmen der »grünen« Branche, die zwischen 2012 und 2018 Insolvenz anmeldeten, finden Sie auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de.
Alternativ geht auch sicher Statt hochriskanter Anlageformen sollten Anleger, die gerne in eine nachhaltige Geldanlage mit Renditechance investieren möchten, lieber einen ethischökologischen Fonds wählen. Allein in Deutschland sind davon bereits mehr als 400 am Markt erhältlich.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) informierten Verbraucherzentralen daher bundesweit über ethischökologische Finanzprodukte. Ziel der Aktionen war es, das Thema »nachhaltige Geldanlage« bei Verbrauchern bekannter zu machen und für mehr Transparenz in diesem Marktsegment zu sorgen.
Gut fürs Geld, gut fürs Klima Auch nd-Leserinnen und -Leser können mit ihrer Geldanlage durchaus Umweltschutz oder Menschenrechte unterstützen. So können sie Geldanlagen wählen, die etwa den Ausbau der Erneuerbaren Energien fördern – oder wenigstens die Finanzierung von Waffengeschäften und Kinderarbeit ausschließen.
Doch welche Angebote am Markt gibt es? Und halten alle, was sie vollmundig versprechen? »Wir möchten Verbrau- cherinnen und Verbraucher darauf aufmerksam machen, wie Sie mit ihrer Geldanlage einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten können«, erklärt Ulrike Brendel, Leiterin des Projekts »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« bei der Verbraucherzentrale Bremen. Gleichzeitig rät sie zum bedachten Handeln. Nicht alles, was auf dem ersten Blick als »grüne« oder nachhaltige Geldanlage verkauft wird, verdient diesen Namen. »Es gibt auch unseriöse Angebote am Markt«, warnt Brendel eindrücklich.
An dem bundesweiten Projekt »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« beteiligen sich mehrere Verbraucherzentralen unter anderem in Bayern, Sachsen und Schleswig-Holstein. Gefördert wird dieses Projekt auch vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Weitere Informationen zu nachhaltigen Geldanlagen im Internet des Informationsportals www.geld-bewegt.de/geld-mitgutem-gewissen-anlegen/sogeht-klimaschutz. Dort finden Sie auch interessante Hinweise, wie Sie »sauber« anlegen können, und Infos über »Das kleine Einmaleins der Geldanlage«.