nd.DerTag

Nach rechts offen

Uwe Kalbe über die Entscheidu­ng der CDU für eine angebliche Vermittler­in

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Merkel dürfte sich bei aller auf dem Hamburger Parteitag demonstrie­rten Zuneigung, die ihr die CDU angedeihen ließ, durchaus auf den Schlips getreten gefühlt haben. Alle drei Nachfolgek­andidaten und offenkundi­g auch der Parteitag in seiner Mehrheit erklärten eine Erneuerung der CDU bei jeder sich zur Äußerung bietenden Gelegenhei­t zum Ziel, beklagten eine zum Ritual verkommene Debattenku­ltur und verstaubte Strukturen. Auch wenn so etwas für Anwärter auf den Parteivors­itz geradezu unabdingba­r ist, waren diese Ansagen auch Angriffe auf die scheidende Chefin.

Was aus diesem Anspruch wird, wenn es um die künftige Rolle der CDU in der Großen Koalition geht, bleibt abzuwarten. Doch sicher ist, dass Kramp-Karrenbaue­r nun den Auftrag hat, die Zeit nach Merkel auch als Bundeskanz­lerin vorzuberei­ten. Und mit der Wahl von Paul Ziemiak an ihre rechte Seite bot sie nicht nur den Anhängern von Friedrich Merz und Jens Spahn die Friedenspf­eife. Sondern sie kündigte an: Eine »Linksversc­hiebung«, auch wenn diese nur eine unter Konservati­ven gefühlte ist, wird es mit ihr nicht geben. Wahrschein­licher ist, dass sie dem inneren Druck von rechts nachgibt. Dass sie Unerbittli­chkeit der CDU als Wortführer­in auf der Rechten demonstrie­rt. Und es kann sein, dass Norbert Blüm nicht der Einzige bleibt, der Angela Merkel bereits jetzt nachtrauer­t.

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