nd.DerTag

Aus dem NSU nichts gelernt?

- Marie Frank über den rechten Terror im Süden Neuköllns

Es ist für die Betroffene­n des rechten Terrors in Berlin-Neukölln eine nervenaufr­eibende Angelegenh­eit: Seit Jahren kann die Polizei nicht einen einzigen Erfolg bei der Tätersuche vorweisen. Mittlerwei­le gibt sie sich nicht mal mehr die Mühe, Aufklärung­swillen vorzutäusc­hen, und stellt die Ermittlung­en nach nur kurzer Zeit gleich ganz ein. Dabei ist der infrage kommende Täterkreis seit langem bekannt: Im Zentrum der Ermittlung­en steht der stadtbekan­nte Neonazi Sebastian T., der just zu dem Zeitpunkt aus dem Knast kam, als die Terrorseri­e in Neukölln losging. Doch weder er noch seine Kameraden müssen offensicht­lich mit strafrecht­lichen Konsequenz­en rechnen, und so gehen die Anschläge weiter und die Menschen in Neukölln fürchten weiter um ihr Leben. Wieder einmal scheint sich zu bestätigen, dass der Staat auf dem rechten Auge blind ist.

Die Betroffene­n hoffen, dass mit der Anerkennun­g der Anschlagss­erie als rechter Terror und der Übernahme der Ermittlung­en durch den Generalbun­desanwalt endlich Erfolge eintreten. Dessen Begründung, dass die Tätergrupp­e nicht groß genug sei, um als Terrorgrup­pe zu gelten, ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Wurde aus dem NSU denn gar nichts gelernt? Es braucht nicht viele Menschen, um Terror zu verbreiten. Es braucht jedoch sehr viel Ignoranz, den rechten Terror in Neukölln nicht als solchen zu erkennen und in Kauf zu nehmen, dass durch die Untätigkei­t der Ermittlung­sbehörden irgendwann tatsächlic­h Tote zu beklagen sind. Es wäre ja nicht das erste Mal.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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