Führungslose Schwimmer
DSV-Präsidentin legt Amt nach Reformstopp nieder
Bonn. Der Deutsche SchwimmVerband steht plötzlich ohne Präsidentin da. Nach nur zwei Jahren an der Spitze des DSV ist Gabi Dörries überraschend zurückgetreten, nachdem ihre Reform samt Erhöhung der Mitgliedsbeiträge als zentralem Bestandteil beim Verbandstag am Samstag vorerst gestoppt worden war. »Durch die heutigen Beschlüsse sehe ich keine Basis für eine weitere Arbeit in der Position der Präsidentin«, erklärte Dörries.
Die Unternehmerin hatte vor zwei Jahren die Nachfolge von Christa Thiel angetreten. Schon damals war sie beim Bestreben nach mehr Geld ausgebremst worden. Ihr Wahlprogramm bestand aus drei großen Themen: neue Satzung, neues Finanzkonzept, neues Marketing. Als Erhöhung des Mitgliedsbeitrags hatte sie 60 Cent auf einen Jahreswert von 1,40 Euro vorgesehen.
Durch die Erhöhung hätte der DSV seine Einnahmen um mehr als 300 000 Euro steigern können. Eine Beitragsanhebung nach mehr als 30 Jahren sei unumgänglich, warb Dörries für ein positives Votum: »Was gibt es heute noch zum Preis von 1985?« Die Finanzen des Verbandes sind schon lange eine Herausforderung. Immerhin wurde am Samstag bei einer Marathonsitzung mit mehr als 70 Reformanträgen eine neue Satzung verabschiedet, was der DSV als »Meilenstein« hervorhob.
Um die Beitragserhöhung soll es nun auf der nächsten Mitgliederversammlung im Mai gehen. Die Mehrheit der Mitglieder wollte erst den Jahresabschluss 2018 des Verbands abwarten. Auch die Vizepräsidentin für Finanzen, Andrea Thielenhaus, legte daraufhin sofort ihr Amt nieder.
Aus dem Leistungssport gab es heftige Kritik. Die Stimmberechtigten hätten eine Vision zerstört, schrieb die ehemalige Athletensprecherin Dorothea Brandt. »Ihr habt heute den Grundstein für das Ende des Leistungssports im DSV gelegt. Ihr habt die olympischen Träume vieler Aktiver zerstört. Es wird immer wieder gefragt, warum der deutsche Schwimmsport gegenwärtig so erfolglos ist. Heute haben die Fragenden eine Antwort erhalten.« Laut Brandt seien die Vorbereitungen der Nationalteams auf Olympia nun »akut gefährdet«.