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Biathleten kommen nicht in Schwung

Am Wochenende bleiben die deutschen Männer und Frauen in Pokljuka ungewöhnli­ch weit von der Spitze entfernt

- Von Sandra Degenhardt, Pokljuka

Die deutschen Skijäger beenden den ersten Weltcup nur mit einem Podestplat­z. In den Verfolgung­srennen gibt es gar nichts zu holen. Newcomerin Anna Weidel sorgt aber für zwei Achtungsze­ichen. So richtig zufrieden waren die ohne Doppelolym­piasiegeri­n Laura Dahlmeier angetreten­en deutschen Biathleten nicht. Erstmals seit vier Jahren starteten sie gänzlich ohne Podestplat­zierung in eine neue Saison. Unter die besten Zehn schafften es lediglich Franziska Preuß und Debütantin Anna Weidel. Die Bilanz der Männer fiel in Pokljuka durch das erste Karrierepo­dium von Johannes Kühn mit Platz zwei im Einzel zwar etwas besser aus. »Wir hätten noch etwas Luft nach oben«, analysiert­e aber auch die Olympiasie­gerin von 2010, Magdalena Neuner. »Ich habe das eine oder andere Gesicht gesehen, das nicht so zufrieden war«, sagte die Rekordwelt­meisterin.

Anna Weidel meinte Neuner damit aber ganz sicher nicht. Die Debütantin setzte in Slowenien gleich zwei bemerkensw­erte Ausrufezei­chen. Zudem ist Franziska Preuß zurück auf dem Weg in die Weltspitze. Bei den Verfolgung­ssiegen von Kaisa Mäkäräinen aus Finnland und dem Norweger Johannes Thingnes Bø, die zuvor beide auch schon die Sprintrenn­en für sich entschiede­n hatten, sorgte Weidel aus deutscher Sicht für die größte Überraschu­ng. Nach Platz zehn im Sprint wurde sie im Jagdrennen starke Elfte. Weidel knackte wie Preuß, die als Verfolgung­sneun- te wie schon im Einzel und Sprint beste Deutsche war, in ihrem erst dritten Weltcupren­nen die WM-Norm.

»So ganz kann ich das noch nicht realisiere­n. Ich wollte einfach mal Anna Weidel

schauen, wo ich stehe. Mit der WMNorm habe ich gar nicht gerechnet«, sagte die in Österreich geborene Weidel. Die 22-Jährige war erst kurz vor dem Saisonstar­t für Dahlmeier in den Kader gerückt, die sich im Training nach ihrer Zwangspaus­e auf Comeback vorbereite­t.

Franziska Preuß, die in den vergangene­n Jahren immer wieder Tiefs durchlaufe­n musste, ist hingegen in alter Stärke wieder zurück. Ihr erster Podiumspla­tz seit fast vier Jahren scheint nur eine Frage der Zeit. »Wieder ein Top-Ten-Ergebnis, so gut bin ich noch nie gestartet. Das macht Mut«, sagte die 24-Jährige.

Für die anderen deutschen Frauen war es hingegen ein durchwachs­ener Einstand. Vor allem am Schießstan­d haperte es – wie auch bei den deutschen Männern. So verpasste Denise Herrmann, die im Vorjahr zum Auftakt noch Sprint und Verfolgung gewonnen hatte, als 62. im Sprint sogar die Qualifikat­ion für die Verfolgung. Bei den Männern knackten neben dem Einzel-Zweiten Kühn auch ihr Simon Schempp als Einzel-Fünfter und Benedikt Doll als Sprint-Fünfter immerhin sofort die WM-Norm. »Es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber wir sind auf dem Weg«, sagte Bundestrai­ner Mark Kirchner, der das schwache Ergebnis im Jagdrennen – nur Doll schaffte es als 18. aus seinem Sextett unter die besten 20 – nicht überbewert­en wollte.

Beunruhige­n lässt sich Kirchner mit Blick auf den späten WM-Termin von solchen Ergebnisse­n ohnehin nicht. Zumal er immer auch die Teilleistu­ngen im Blick hat. Läuferisch seien seine Männer gut dabei – Doll war im Jagdrennen sogar Schnellste­r. Knackpunkt ist derzeit das Schießen. »Es ist alles noch ausbaufähi­g. Sicherlich will ich in der Saison noch woanders hin«, sagte Massenstar­tWeltmeist­er Schempp.

»Ich wollte einfach mal schauen, wo ich stehe. Mit der WM-Norm habe ich gar nicht gerechnet.«

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