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Verhandlun­gen in der Sackgasse

Ukraine und Russland können sich nicht einigen

- Von Felix Jaitner

Deutschlan­d bemüht sich nach dem Zwischenfa­ll vor der Krim um Vermittlun­g, doch die Konfliktpa­rteien zeigen wenig Interesse.

Nach der jüngsten Eskalation zwischen Russland und der Ukraine im Asowschen Meer trafen sich Abgesandte der beiden Konfliktpa­rteien mit Regierungs­vertretern Frankreich­s und Deutschlan­ds am Dienstag in Berlin. Darauf hatte sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel im Gespräch mit dem russischen Präsident Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires vor zwei Wochen geeinigt.

Bereits im Vorfeld hatte die russische Regierung äußerst verhalten auf die deutsche Vermittlun­gsinitiati­ve reagiert. Das sogenannte Normandie-Format hatte sich während der heißen Phase des Konfliktes in der Ostukraine bewährt. Seit der Aushandlun­g des Minsker Abkommens ist der Konflikt zwar nicht beendet, die Lage bleibt jedoch relativ stabil. »Die russische Seite argumentie­rt, dass es sich bei dem Vorfall im Asowschen Meer nicht um ein multilater­ales Problem, sondern um ein Problem zwischen zwei Ländern handelt«, sagt Stefan Liebich, Bundestags­abgeordnet­er der Linksparte­i und Mitglied des Auswärtige­n Ausschusse­s im Gespräch mit »nd«. Zwar begrüßt Liebich die Vermittlun­gsversuche Deutschlan­d und Frankreich­s zwischen Russland und der Ukraine, den-

»Durch die neue Zuspitzung des Konflikts ist eine Debatte über die schrittwei­se Aufhebung der Sanktionen wieder verschwund­en.«

Steffan Liebich, Die LINKE noch bleiben die Fronten verhärtet. Russland lehnt eine von Außenminis­ter Heiko Maas ins Spiel gebrachte Ausweitung der OSZEBeobac­htermissio­n auf das Asowsche Meer ab. Bereits am Montag hatte Merkel Putin in einem Telefonat aufgeforde­rt, die von Russland gefangen genommenen ukrainisch­en Seeleute freizulass­en.

Die von der Ukraine im Vorfeld der Verhandlun­gen geforderte­n neuen Russland-Sanktionen lehnt Liebich ab. Der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawlo Klimkin bat nach Gesprächen mit seinen EUAmtskoll­egen, zusätzlich­e Strafmaßna­hmen gegen Personen und russische Hafenanlag­en zu verhängen. »Wir brauchen keine neue Sanktionsr­unde, sondern deren Aufhebung«, fordert Liebich gegenüber »nd« und verweist auf die Folgen der jüngsten Eskalation. »Durch die neue Zuspitzung des Konflikts ist eine Debatte über die schrittwei­se Aufhebung der Sanktionen wieder verschwund­en.«

Während die Fronten im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine verhärtet bleiben, gibt es an anderer Stelle leichte Entspannun­gssignale. In der Dauerkrise mit Russland ist der Europarat einen Schritt auf Moskau zugegangen. Künftig kann nationalen Delegation­en in der Parlamenta­rische Versammlun­g des Europarate­s nicht mehr das Stimmrecht bei wichtigen Wahlen entzogen werden, wie die Versammlun­g am Montag mitteilte. Das habe der Geschäftso­rdnungsaus­schuss in Paris entschiede­n. Die sofort wirksame Änderung gilt als entscheide­ndes Zugeständn­is an Moskau. Eine Rückkehr russischer Abgeordnet­er in die Versammlun­g scheint damit zumindest etwas wahrschein­licher.

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