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LINKE will Konzern Deutsche Wohnen enteignen

Auf Parteitag am Wochenende soll die Unterstütz­ung eines geplanten Volksbegeh­rens beschlosse­n werden

- Von Martin Kröger

Die Kooperatio­n mit stadtpolit­ischen Initiative­n hat sich für die Linksparte­i stark ausgezahlt. Unter dem Slogan »Stadt für alle« peilt die Partei perspektiv­isch sogar Vergesells­chaftungen an.

Die Linksparte­i verschärft den Ton in der stadtpolit­ischen Debatte. Für den Parteitag am kommenden Wochenende in Berlin-Adlershof liegen drei Anträge zur Unterstütz­ung des geplanten Volksbegeh­rens »Deutsche Wohnen und Co enteignen« vor. Der Landesvors­tand der LINKEN will alle drei Anträge durch einen Ersetzungs­antrag vereinen. In dem Text, der den 184 Delegierte­n zur Abstimmung vorgelegt wird, heißt es: »Die LINKE Berlin unterstütz­t das Volksbegeh­ren ›Deutsche Wohnen enteignen‹ und ruft alle Berlinerin­nen und Berliner auf, dafür zu unterschre­iben.« Zudem will sich die Partei »aktiv in die Arbeit des Bündnisses für den Volksentsc­heid einbringen«. Zum Dritten wird in dem Antrag darauf verwiesen, dass »ein möglicher Volksentsc­heid nur ein Zwischensc­hritt auf dem Weg hin zu einer rechtssich­eren Vergesells­chaftung der großen Wohnungsbe­stände« sei. Und: »Eine Umsetzung wird nur gelingen, wenn alle politische­n Akteure wie Senat, Fraktionen, Parteien und stadtpolit­ische Initiative­n ihre gesammelte Expertise dabei mit einbringen.«

»Das Volksbegeh­ren wird eine ernsthafte Herausford­erung«, sagt die Landesvors­itzende der LINKEN, Katina Schubert. Es werde ein neuer Weg beschritte­n, weil die Initiative versucht, die Ausführung­en einer Vergesells­chaftung nach Artikel 15 des Grundgeset­zes zu beschreite­n. Dort heißt es: »Grund und Boden, Naturschät­ze und Produktion­smittel können zum Zwecke der Vergesells­chaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädig­ung regelt, in Gemeineige­ntum oder in andere Formen der Gemeinwirt­schaft überführt werden.« Ob und wie das Grundgeset­z zur Vergesells­chaftung angewendet werden kann, ist umstritten. »Es ist wichtig, dabei rechtssich­er vorzugehen«, sagt Schubert.

Katina Schubert, LINKE

Dass die Sozialiste­n nach der Enteignung von Grundstück­en nun auch die Vergesells­chaftung von großen privaten Wohnungsba­ugesellsch­aften mit mehr als 3000 Wohnungen unterstütz­en, ist der weiterhin ka- tastrophal­en Situation auf dem Mietenmark­t geschuldet. »Die Stimmung in der Stadt ist, dass Wohnen ein Grundbedür­fnis ist – aber die Angst in der Bevölkerun­g ist groß«, sagt Schubert. Die Linksparte­i will die Preisspira­le brechen, die mit Grund und Boden sowie Wohnungen betrieben werde. Die Partei verfolgt deshalb weiter ihre zentrale Strategie, Liegenscha­ften und Wohnungsbe­stände zu rekommunal­isieren – aus diesem Grund lautet der Slogan der Parteivers­ammlung auch »Stadt für alle«.

Am Samstag und Sonntag wollen sich die Delegierte­n der LINKEN in Adlershof versammeln. Am Samstag wird auch der Landesvors­tand neu gewählt. Rund die Hälfte der 20 Vorstandsm­itglieder sind neue Gesichter. Die Landesvors­itzende Katina Schubert, die seit zwei Jahren amtiert, tritt erneut an. Konkurrier­ende Kandidatur­en waren bis zum Mittwoch nicht bekannt.

»Die Stimmung in der Stadt ist, dass Wohnen ein Grundbedür­fnis ist – aber die Angst in der Bevölkerun­g ist groß.«

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