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May bittet EU erneut um Zugeständn­isse

Britische Premiermin­isterin übersteht Misstrauen­svotum in der eigenen Partei

- Von Sascha Zastiral, London

Theresa May bleibt nach dem gescheiter­ten Misstrauen­svotum im Amt. Nun hofft sie, dass ihr Brüssel beim Brexit-Deal entgegenko­mmt. Der Streit in ihrer Partei geht derweil weiter.

Als Theresa May am Donnerstag zum EU-Gipfel in Brüssel eintraf, war sie politisch geschwächt. Mehr als ein Drittel der Abgeordnet­en der konservati­ven Tories hatten ihr am Abend zuvor in einem parteiinte­rnen Misstrauen­svotum das Vertrauen entzogen.

Der mangelnde Rückhalt zu Hause dürfte der britischen Premiermin­isterin kaum helfen, ihren EU-Amtskolleg­en Zugeständn­isse beim Brexit-Deal abzuringen. Doch die braucht sie dringend. Denn das fast 600-seitige BrexitSche­idungsabko­mmen und die 26 Seiten lange politische Absichtser­klärung zu den zukünftige­n Beziehunge­n ist in Großbritan­nien dermaßen unbeliebt, dass May Anfang der Woche eine Abstimmung im Parlament dazu in allerletzt­er Minute abgesagt hatte. Damit hat sie so viele von ihren eigenen Abgeordnet­en verärgert, dass diese das Misstrauen­svotum in Gang setzten.

Vor allem die Brexit-Hardliner in ihrer eigenen Partei lehnen den gegenwärti­gen Brexit-Deal vehement ab. Sie stören sich daran, dass Großbritan­nien dazu gezwungen werden könnte, auf unbestimmt­e Zeit in einer Zollunion mit der EU zu verbleiben, falls bei den zukünftige­n Verhandlun­gen keine Lösung gefunden werden sollte, mit der eine harte Grenze in Irland verhindert werden kann. Da sich auch sämtliche Opposition­sparteien gegen Mays BrexitDeal ausgesproc­hen haben, hat dieser derzeit keine Chance auf Zustimmung im Parlament.

Daher möchte May, dass ihr die EU in dieser Frage entgegenko­mmt. Doch zahlreiche EU-Ver- treter haben in den vergangene­n Tagen klargemach­t, dass es keine Änderungen an dem ausgehande­lten Abkommen geben könne. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bekräftigt­e am Donnerstag diese Haltung: »Ich sehe nicht, dass das Trennungsa­bkommen geändert werden kann«, sagte Merkel am Rand des Gipfeltref­fens. Man könne zwar darüber reden, ob die EU zusätzlich­e Versicheru­ngen abgibt. Die 27 verbleiben­den EUStaaten würden allerdings »ihre Interessen klarmachen«.

May selbst bemühte sich, die Erwartunge­n zu dämmen. Sie erwarte keine »Durchbrüch­e«, sagte sie. »Aber ich hoffe darauf, dass wir so bald wie möglich damit beginnen können, an den notwendige­n Zusicherun­gen zu arbeiten.«

In London riss der parteiinte­rne Streit bei den Tories derweil nicht ab. Der Chef der BrexitHard­liner, Jacob Rees-Mogg, forderte May in einem Interview abermals auf zurückzutr­eten. May müsse sich fragen, ob sie in der Lage sei, die Partei und das Land zu einen.

Doch auch Mays Unterstütz­er meldeten sich. Sie hatten über die anhaltende­n Tiraden ihrer Gegner nichts Gutes zu sagen. So tweetete der konservati­ve Abgeordnet­e Alistair Burt: »Alles, was nach der Apokalypse noch übrig sein wird, sind Ameisen und Tory-Abgeordnet­e, die sich über die EU und über die Parteiführ­ung beschweren.«

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