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Landtag verabschie­det Polizeiges­etz für NRW

- Sebastian Haak.

Welcher Weg wäre Ihnen lieber?

Im Grunde ist mir das egal. Aber rein pragmatisc­h betrachtet, scheint es mir wahrschein­licher, dass wir dann zu schnellen Ergebnisse­n kommen würden, wenn die Große Koalition auf die Grundgeset­zänderung verzichtet.

In der Debatte der vergangene­n Woche konnte man den Eindruck gewinnen, ohne Digitalpak­t findet an den Schulen in Deutschlan­ds gar keine Digitalisi­erung mehr statt. Da sind Untergangs­szenarien entworfen worden. Zu Recht?

Nein. Die Länder tun schon heute unglaublic­h viel für die Digitalisi­erung. In Hamburg zum Beispiel sind bereits alle Schulen ans Breitbandn­etz angeschlos­sen. Dafür ist es in anderen Ländern so, dass der Breitbanda­usbau noch gar nicht weit genug fortgeschr­itten ist, um Schulen überhaupt ans schnelle Internet anschließe­n zu können. Weil es dieses schnelle Internet noch gar nicht überall gibt. Das hat aber mit dem Digitalpak­t nichts zu tun. Es gibt viele Entwicklun­gen auf verschiede­nen Ebenen, die Lage ist komplex. Die Frage ist nicht, ob der Digitalpak­t kommt. Sondern: Was können die Länder auf allen Ebenen tun, um Schulen zu digitalisi­eren? Und dabei ist Hilfe des Bundes natürlich sehr willkommen.

Aber dann frage ich mich umso mehr, wie es dazu kommen konnte, dass man die Digitalisi­erung von Schulen in so einer fast schon schicksalh­aften Weise mit einer Grundgeset­zänderung verbinden konnte, die ja weit über den Bildungsbe­reich hinausreic­ht … Aber ist es wirklich so einfach, Herr Holter? Im Bundestag haben auch LINKE und Grüne den Plänen der Großen Koalition für eine Grundgeset­zänderung zugestimmt. Da haben doch auch Teile der Opposition die Länder und auch die Schulen in diese unschöne Lage gebracht.

Alle Fraktionen, die im Bundestag der Grundgeset­zänderung zugestimmt haben, haben dabei eine bundespoli­tische Sicht eingenomme­n. Wobei ich aber auch sagen will: Der Passus in der Grundgeset­zänderung, nach dem alle BundLänder-Projekte in Zukunft hälftig vom Bund und den Ländern finanziert werden sollen, ist über Nacht aufgetauch­t. Die Länder wurden da gar nicht beteiligt, wir wurden nicht gefragt, das hat uns kalt erwischt. Deshalb lehnen das ja auch alle Länder ab – egal, ob ihr Ministerpr­äsident ein CSU-Mann oder ein Linker ist. Das haben die Abgeordnet­en bestimmt auch gesehen. Aber noch mal: Sie sind eben mit ihrer bundespoli­tischen Verantwort­ung an die Sache herangegan­gen. Das ist natürlich eine einseitige Sicht. Die wirklich gravierend­en Auswirkung­en auf die Länder haben die Bundestags­fraktionen, die der Grundgeset­zänderung zugestimmt haben, nicht berücksich­tigt.

Ist es Zufall, dass die Länder diesmal so einmütig gegen den Bund stehen, wo es doch ums Geld geht?

Helmut Holter (LINKE) lehnt als Bildungsmi­nister in Thüringen die vom Bundestag beschlosse­ne Grundgeset­zänderung ab. Der Bund soll damit künftig mehr Befugnisse in Bildungsfr­agen erhalten. Mit ihm sprach

Aus Sicht vieler Eltern und Lehrer ist der Streit um den Digitalpak­t ein Ausweis dafür, wie sehr dieses föderale System im Bildungsbe­reich die Chancen der Kinder in Deutschlan­d eher behindert als fördert …

Ich halte den Föderalism­us an sich nach wie vor für zeitgemäß. Im Bildungsbe­reich wie auch in anderen politische­n Bereichen. Nicht zuletzt in meiner Zeit als Arbeitsmin­ister in Mecklenbur­g-Vorpommern habe ich gelernt, dass es selbst, wenn es EUweit einheitlic­he Programme gibt, es vor Ort immer einen Gestaltung­sspielraum bei deren Anwendung gibt, den man ausnutzen soll und muss, weil die Gegebenhei­ten vor Ort oft verschiede­n sind. Das ist mit der Bildung genauso. Deshalb ist die Frage nicht, ob das föderale Bildungssy­stem noch zeitgemäß ist. Die Frage ist, wie die Länder finanziell so ausgestatt­et werden können, dass sie überall in Deutschlan­d die gleichen Bildungsch­ancen gewährleis­ten können. Es muss überall in Deutschlan­d gleich viel in Bildung investiert werden. Das geht aber nur, wenn die Länder alle gleich finanzstar­k sind. Düsseldorf. Im Kampf gegen Terror und Alltagskri­minalität bekommt die Polizei in NordrheinW­estfalen schärfere Befugnisse. Der Landtag verabschie­dete am Mittwoch mit den Stimmen der Regierungs­fraktionen von CDU und FDP sowie der opposition­ellen SPD das umstritten­e neue Polizeiges­etz. Vorausgega­ngen waren monatelang­e Debatten, nachdem Verfassung­srechtler massive Bedenken gegen das ursprüngli­che Sicherheit­spaket geäußert hatten.

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Foto: dpa/Martin Schutt

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