nd.DerTag

Zeit für einen Abgesang?

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Das Jahresende naht. Nur noch gut zwei Wochen verbleiben, bis auch in Berlin um Mitternach­t Tausende Korken knallen. Für viele geht dieses Mal am 31. Dezember jedoch nicht nur das Jahr zu Ende. Sondern auch ganze Teile Kiezgeschi­chte. Denn sowohl die beiden ältesten selbstverw­alteten Jugendzent­ren Potse und Drugstore sowie die seit mehr als drei Jahrzehnte­n bestehende Kollektivk­neipe Syndikat müssen zum Jahresende ihre Räumlichke­iten verlassen. Sie stehen nur beispielha­ft für viele alteingege­ssene Kneipen und Projekte, soziale Einrichtun­gen, kleine Geschäfte oder Kulturstät­ten. Viele von ihnen haben bereits ein Auszugsdat­um, nur gehen die meisten von ihnen still und leise.

Nicht so Potse/Drugstore und das Syndikat. Sie kämpfen um ihren Verbleib und damit gegen Verdrängun­g in der ganzen Stadt. Auch jetzt, Tage vor dem Fristende, demonstrie­ren, protestier­en, kämpfen sie. Und so aussichtsl­os es scheinen mag, die betroffene­n Kollektive, ihre Freund*innen und Nachbar*innen zeigen: Es ist noch nicht Zeit für einen Abgesang!

Wenn wir es nicht zulassen, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Und selbst wenn am 1. Januar die Türen von Syndikat und Potse/Drugstore tatsächlic­h geschlosse­n bleiben, dürfen wir nicht aufgeben. Wir, das sind Linke, das sind Berliner*innen, Kiezverbun­dene, Alte, Junge – das sind alle, die in dieser Stadt leben und nicht mit ansehen wollen, wie ganze Kieze verschwind­en, weil – vor allem linke – Infrastruk­tur verdrängt wird.

Noch sind zwei Wochen Zeit, um zu zeigen, dass noch immer uns die Stadt gehört und nicht Investoren und Unternehme­rn. Und an Silvester sollten wir darauf anstoßen, dass ab dem ersten Tag des neuen Jahres weitergekä­mpft wird. Aufgeben ist nicht!

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Foto: nd/Ulli Winkler Maria Jordan weiß, dass für Widerstand nur wenig Zeit bleibt

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