Das Foyer der Museumsinsel
Die James-Simon-Galerie ergänzt das berühmte Ensemble und soll bald alle Häuser verbinden
Nach neunjähriger Bauzeit ist das neue, von David Chipperfield entworfene Empfangsgebäude der Berliner Museumsinsel an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben worden. Es öffnet im Sommer 2019.
Vor allem unter Berlinern war es heftig umstritten, ob das anstelle des von Schinkel umgebauten und 1938 abgerissenen Packhofes geplante Eingangsgebäude der Museumsinsel in moderner Architektur erbaut werden dürfe. Selbst nachdem Stararchitekt David Chipperfield seinen ursprünglichen Entwurf stark überarbeitet hatte, schlug ihm zunächst, wie auch beim Wiederaufbau des Neuen Museums, blanke Ablehnung entgegen. Nun steht der in hellem Betonstein am Kupfergraben errichtete, von schlanken Kolonnaden und einer großen Freitreppe geprägte Bau neben den Schwergewichten der zum Weltkulturerbe zählenden Museumslandschaft. Er ist der erste Neubau auf der Museumsinsel seit den 1930er Jahren, sein Name erinnert an den jüdischen Berliner Mäzen James Simon (1851 bis 1932). Am Donnerstag wurde die James-Simon-Galerie im Beisein von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben.
Stiftungspräsident Herrmann Parzinger sprach vor Journalisten aus diesem Anlass »von einem riesigen Schritt bei der Weiterentwicklung der Museumsinsel ins 21. Jahrhundert«. Und Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, nannte das neue Gebäude gar einen Glücksfall und würdigte es als einen »wunderbaren, ergänzenden Schlussstein für die Museumsinsel«. Wenn die James-Simon-Galerie nach dem Abschluss des Innenausbaus zu Beginn der Sommerferien 2019 eröffnet wird, wird sie sich rasch – darin sind sich Architekt und Auftraggeber schon jetzt einig – zum zentralen Punkt inmitten der Landschaft von Altem und Neuem Museum, Alter Nationalgalerie, Pergamon- und Bodemuseum entwickeln. Alexander Schwarz, Designdirektor von Chipperfield Architects, pries vor allem, dass der Neubau den öffentlichen Raum ins Innere der Museumsinsel hinein erweitere und auch eine Brücke schlage über den Lustgarten hin bis zum rekonstruierten Stadtschloss.
Das von David Chipperfield konzipierte und schlicht aber in edlen Materialien ausgeführte Gebäude ist multifunktional. Mit ihm gibt es erstmals ein Haupteingangsportal mit Besucherzentrum für alle Häuser der Museumsinsel. Auf 4600 Quadratmetern Nutzfläche vereint es zentrale Servicefunktionen wie Kassen, Garderoben, Café und bietet einen repräsentativen Museumsshop. In einem 700 Quadratmeter großen Ausstellungssaal können in Wechselausstellungen eigene Themen präsentiert werden, und ein großes Auditorium mit 300 Sitzplätzen schafft erstmals eigenen Raum für Konferenzen, Vorlesungen, Kulturevents. Selbst für Musikevents sei die Akustik recht brauchbar, erklärte Chipperfield.
Nicht zuletzt ist das neue Entree zur Insel als Erinnerungsort auch den zahlreichen jüdischen Stiftern und Mäzenen der Staatlichen Museen zu Berlin gewidmet, deren wohl bedeutendster James Simon war. Der Berliner Unternehmer schenkte den Museen Anfang des 20. Jahrhunderts große Teile seiner Kunstsammlungen, darunter die Grabungsfunde aus Amarna mit der Büste der Nofretete.
Das neue Eingangsgebäude entstand im Rahmen des 1999 beschlossenen Masterplans Museumsinsel zur Bewahrung des Unesco-Welterbes und ihrer Umgestaltung zu einem zeitgemäßen Museumskomplex. Dem dient vor allem die geplante unterirdische Verbindung aller Häuser durch eine unterirdische »Archäologische Promenade«, die ihren Ausgangspunkt in der James-Simon-Galerie nimmt und allen Besuchern kostenlos zum Flanieren offenstehen wird. Zur Eröffnung 2019 werden sie so ins Neue Museum gelangen. Später, in Abhängigkeit vom Fortschritt der Sa- nierung der übrigen Museen gelangen sie künftig beispielsweise in den Rundgang »Antike Architekturen« im Pergamonmuseum. Die endgültige Fertigstellung könnte sich nach Einschätzung Parzingers allerdings bis in die 2030er Jahre hinziehen.
Die Kosten für den Ende 2009 begonnenen Chipperfield-Bau belaufen sich nach Angaben von Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, auf 134 Millionen Euro. Geplant waren 71 Millionen Euro, doch Probleme mit dem schlammigen Baugrund hatten zu erheblichen Verzögerungen geführt. Am Ende wurde das Fundament mit 1200 Stahlbetonpfählen im Grund verankert. Schon der Packhof von 1830 stand, wie sein Vorgängerbau, auf Holzpfählen. Eines der 5000 einst verbauten Exemplare wird, gut konserviert, im Untergeschoss gezeigt. Es sei so etwas wie eine »Schinkel-Reliquie«, sagte Eissenhauer.