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Geld zum Ausgeben zurückgele­gt

Mit dem Doppelhaus­halt 2019/2020 will der Landtag jetzt Rekordausg­aben beschließe­n

- Von Andreas Fritsche

Durch die Verabschie­dung des Doppelhaus­halts 2019/2020 wird der Streit um den Etat nicht beendet. Die CDU will vor das brandenbur­gische Verfassung­sgericht ziehen.

Drei Tage lang debattiert der Landtag den Doppelhaus­halt 2019/2020, und an diesem Freitag will er ihn beschließe­n. Damit ist die Angelegenh­eit dann aber noch nicht durch. Die CDU hat angekündig­t, die Rechtmäßig­keit des Etats vom Landesverf­assungsger­icht überprüfen zu lassen. Die Opposition stört sich daran, dass die rot-rote Koalition die Verteilung der Mittel für das Jahr 2020 jetzt schon festklopfe­n wolle, obwohl doch am 1. September 2019 Landtagswa­hl ist und danach eine andere Koalition möglicherw­eise andere Schwerpunk­te setzen würde.

Der Abgeordnet­e Uwe Schmidt (SPD) winkt ab. Wenn der Haushalt für 2020 erst nach der Wahl aufgestell­t werden würde, so würde dies bis Mitte des Jahres dauern. »Das ist zu spät«, sagt Schmidt. »Es drohen dann monatelang­er Stillstand, Zahlungsst­opp, Insolvenze­n und Arbeitspla­tzverluste. Eine solche Entwicklun­g wollen wir vermeiden.« Der Klage sieht Schmidt gelassen entgegen: »Der Parlamenta­rische Beratungsd­ienst des Landtags hat dieses Vorgehen, das auch in anderen Bundesländ­ern wie Sachsen seit Jahren üblich ist, als rechtmäßig und sinnvoll eingestuft.« Die kommende Koalition, in der die CDU vertreten sein könnte, dürfe immer noch eigene Akzente setzen. Sie müsste dazu dann nur einen Nachtragsh­aushalt beschließe­n. Das wisse die CDU, sagt Schmidt.

Umstritten ist indes nicht nur der Vorgriff in die nächste Legislatur­periode, sondern auch der Griff in die Rücklagen. Ausgaben in Höhe von zusammen 25,5 Milliarden Euro sind für die Jahre 2019 und 2020 vorgesehen. Noch nie hat Brandenbur­g derart viel Geld ausgegeben. Um dies zu finanziere­n, will Rot-Rot knapp 1,2 Milliarden Euro aus den Reserven des Landes entnehmen. Es wären dann nur noch rund 500 Millionen Euro übrig.

Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) sieht darin kein Problem. Die Möglichkei­t, sich aus den Rücklagen zu bedienen, sei bereits in früheren Jahren einkalkuli­ert gewesen. »Doch in keinem Fall haben wir wirklich an die Rücklagen gehen müssen, weil wir Überschüss­e erwirtscha­ftet haben«, erklärt Görke.

Schon jetzt Rücklagen aufzulösen, dies sei »voreilig«, findet Christian Amsinck, Hauptgesch­äftsführer der Unternehme­nsverbände BerlinBran­denburg. »Das könnte sich in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten negativ auswirken.« Nach Ansicht von Amsinck hätte Brandenbur­g seine Schulden in den zurücklieg­enden Jahren ehrgeizige­r abbauen müssen. Noch immer stehe das Bundesland mit knapp 18 Milliarden Euro in der Kreide. »Das ist kaum weniger als noch vor fünf Jahren.«

Dagegen hält der SPD-Abgeordnet­e Schmidt langfristi­g wirksame Investitio­nen oder auch Ausgaben für die Teilentsch­uldung der kreisfreie­n Städte Cottbus, Brandenbur­g/Havel und Frankfurt (Oder) für »sinnvoll angelegtes Geld«. Und der Landtagsab­geordnete Carsten Preuß (LINKE) betont: »Dringend geboten ist eine Politik, die der materielle­n und sozialen Spaltung der Gesellscha­ft entschiede­n entgegentr­itt.«

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Foto: imago/Martin Müller Nicht einig über den Etat: CDU-Fraktionsc­hef Senftleben (Mitte) im Gespräch mit SPD und LINKE

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